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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 489
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Roberl Schumcm und Hans Furier

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lamentarischen Versammlung, Gerichtshof und einem beratenden Ausschluss
bildete die erste „supranationale Nachkriegsorganisation"" in Europa
. Erstmals wurden einzelstaatliche Rechte auf Gemeinschaftsinstitutionen
übertragen. Damit war für die dynamische Weiterentwicklung der
europäischen Einigung das Fundament gelegt worden, auf dem das europäische
Haus errichtet werden konnte. Zugleich wurde die Beziehung zwischen
Franzosen und Deutschen, Siegern und Besiegten, auf eine neue,
partnerschaftliche Ebene gegründet.

Um den Quantensprung, den der Schuman-Plan markierte, zu verdeutlichen
, muss man sich die angespannten Beziehungen zwischen Deutschland
und Frankreich bis zum Frühjahr 1950 verdeutlichen. Die französische
Deutschlandpolitik nach 1945 war durch die Erfahrung der Niederlage
von 1940, die deutsche Besatzungszeit und durch die daraus resultierenden
Sicherheitsbedürfnisse geprägt.12 Deswegen torpedierte Frankreich bis
1948 alle Initiativen, die zur Wiederherstellung der deutschen Einheit hätten
führen können. Es galt quasi als politische Doktrin, was der ostfranzösische
Abgeordnete Louis Marin so formulierte: „Sobald die Deutschen ihre
Kraft wiedergewonnen haben, werden sie diese auch missbrauchen. "13
Nicht zuletzt war es auf französische Initiativen zurückzuführen, dass der
Bundesrepublik 1949 nur eine beschränkte Souveränität zugestanden wurde
. Auf wirtschaftlichem Gebiet wurde eine Internationale Ruhrbehörde
geschaffen, die die deutsche Kohle- und Stahlproduktion unter Kontrolle
halten sollte.14 Kohle und Stahl galten als Basis der Rüstungsindustrie.
Außerdem wollte Frankreich verhindern, dass die deutschen Stahlproduzenten
zu Konkurrenten auf den internationalen Märkten wurden. Wie
schon 1919 trennte Frankreich das Saargebiet ab und gliederte es in den
französischen Wirtschaftsraum ein.

Inzwischen hatte sich die politische Großwetterlage zuungunsten Frankreichs
geändert. Der Ost-West-Konflikt und die Bedrohung Westeuropas
durch das sowjetische Imperium stellte das deutschlandpolitische Konzept
Frankreichs in Frage: Das französische Ziel einer Schwächung und Kontrolle
Deutschlands15 erwies sich immer mehr als unhaltbar. Stattdessen
drängten die angelsächsischen Verbündeten darauf, die Bundesrepublik
wirtschaftlich, politisch und schließlich seit dem Ausbruch des Koreakrieges
auch militärisch in das westliche System zu integrieren. Zusätzlich
kam die Außenpolitik Frankreichs unter Druck, weil sich in den Kolonien
in wachsendem Maße das Streben nach Unabhängigkeit bemerkbar machte
. Hektisch versuchte die französische Regierung durch Verhandlungen
mit der saarländischen Regierung das Saarland von Deutschland zu trennen
, sich auf 50 Jahre die Kohlegruben zu sichern und auf Dauer an
den französischen Wirtschaftsraum zu binden. Die Saarkonventionen vom
3. März 1950 lösten bei der deutschen Regierung und den westlichen Alliierten
Befremden aus. Zugleich unternahm die französische Diplomatie in


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