Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 493
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0493
Robert Schlamin und Hans Furier

493

konnte, büßte Autorität ein.27 Der Durchbruch zur „Supranationalität", die
erstmalige Verlagerung nationaler Kompetenzen auf eine europäische Institution
, lassen neben der Überwindung der deutsch-französischen Gegensätze
den Schuman-Plan als Pioniertat erscheinen, auch wenn sowohl auf
deutscher wie auch auf französischer Seite damit auch nationale Interessen
verfolgt werden sollten: Frankreichs Sicherheitsbedürfnisse wurden befriedigt
, die Bundesrepublik vollzog auch einen Schritt in die Souveränität.28
In wirtschaftlicher Hinsicht wurde die Montanunion zur Vorläuferin der
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die 1957 mit den Römischen Verträgen
ins Leben gerufen wurde. Schließlich entwickelte sich aus der Gemeinsamen
Versammlung das Europäische Parlament. In diesem Bereich
sollte Hans Furier das von Schuman initiierte Einigungswerk fortsetzen.

Von der Gemeinsamen Versammlung zum Europäischen Parlament

Hans Furier war seit 1953 Mitglied im Deutschen Bundestag. Seine Fraktion
gedachte ihn zunächst als Experten in seinen Spezialgebieten Wettbewerbsrecht
und beruflichen Rechtsschutz einzusetzen. Bald profilierte sich
Furier jedoch in außen- und europapolitischen Fragen und wurde in den
Auswärtigen Ausschuss entsandt.29 Als Berichterstatter im Auswärtigen
Ausschuss wurde er bei der Parlamentsdebatte über die Pariser Verträge
1954-1955 bundesweit bekannt. Dabei rechtfertigte Furier die Westintegration
der Bundesrepublik. Die Art und Weise, wie Furier gegen die Opposition
mit ihrem gefürchteten Redner Carlo Schmid in seinem abschließenden
Plädoyer die Verträge verteidigte, wurde als „Sensation" empfunden.
Da eine große Öffentlichkeit über die Radiogeräte diese Debatte mitverfolgt
hatte, berichteten Medien wie die „Bunte Illustrierte" ausführlich
über den Parlamentsneuling.30

Im gleichen Jahr wurde Furier auch als Mitglied der Gemeinsamen Versammlung
für Kohle und Stahl nach Straßburg entsandt. Sein Eintritt in die
europäische Politik vollzog sich zu einem Zeitpunkt, als die Integrationsbestrebungen
einen herben Rückschlag erlitten hatten. Unter dem Eindruck
des Koreakrieges hatte auch bei den europäischen Partnern die Diskussion
um eine deutsche Wiederbewaffnung begonnen. Im Oktober 1950 hatte der
französische Ministerpräsident Rene Pleven einen Plan für eine „Europäische
Verteidigungsgemeinschaft" vorgelegt. Französischen Ängsten vor einer
deutschen Wiederbewaffnung sollte dadurch entgegengewirkt werden,
dass die Gründung einer eigenständigen deutschen Armee verhindert, aber
ein deutsches Kontingent unter ein europäisches Kommando gestellt werden
sollte.31 Um die künftige europäische Armee in eine politische Struktur
einzubinden, ergriff Alcide de Gasperi die Initiative zur Ausarbeitung
einer Satzung für eine „Europäische Politische Gemeinschaft" (EPG). Die
erweiterte „Gemeinsame Versammlung" der Montanunion wurde beauf-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0493