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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 503
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Weswegen vor dreihundert Jahren in Rheinfelden und Laufenburg des Kaisers Soldaten

503

Der erste Jude, der überhaupt wieder dauernd in Wien Fuß gefasst hatte,
war Samuel Oppenheimer.

Vorfahren diese Mannes waren schon 1612 aus Frankfurt a. M. vertrieben
worden. Den Geburtsort Samuels kennen wir nicht sicher, wahrscheinlich
war es Heidelberg, nannte er sich doch auch „Judt von Haydtberg".
Über seinen Vater Simeon wissen wir so gut wie nichts. Der Kurfürst von
der Pfalz, Karl Ludwig, der an Spinoza den Ruf nach Heidelberg hatte ergehen
lassen, baute Oppenheimer die erste Staffel zu seinem Aufstieg, indem
er ihn als Armeelieferant, Kammeragent und Vertrauensmann einsetzte
. Ab 1672 war Oppenheimer auch kaiserlicher Armeelieferant, besorgte
Munition und Proviant, namentlich Hafer und Mehl für Tausende von Talern
. Am 11. September 1676 fällt Philippsburg und wieder sorgt Oppenheim
für die Verpflegung. Er führt nun den Titel eines kaiserlichen Kriegsfaktors
. Weil er billig und zu guten Terminen liefert, wird er unentbehrlich.
Doch bleibt die Bezahlung durch die kaiserliche Kasse aus. Am 4. Februar
1679 stellt die Generalskriegskasse ihre Zahlungen ein. Tags darauf unterzeichnet
der Kaiser den Friedensvertrag von Nimwegen, der Louis XIV.
Elsass und Burgund einbringt.

Verhaftungen Oppenheimers

Hauptgläubiger des Kaisers ist Oppenheimer. Er selbst steht am Rande des
Bankrotts. Dazu kommt, dass er der Übervorteilung des Fiskus bezichtigt
und im Januar 1683 samt seinem Sohn und dem Sekretär verhaftet wird.
Dadurch verliert Oppenheimer seinen Kredit und bringt auch seine Gläubiger
, die bislang an seine prompte Zahlungsweise gewöhnt waren, in große
Verlegenheit. Obwohl in Haft, besorgt er weiterhin Lieferungen für das
zum Entsätze Wiens zusammengeströmte Kriegsvolk. Nach einem halben
Jahr wird er aus der Haft entlassen. Papst Innocenz XI. sendet dem Kaiser
50.000 Gulden als Türkenhilfe. Mit diesem Geld beschafft Oppenheimer
auf den Tag, an dem die Schlacht um Wien beginnt (12. September 1682)
Hafer, Flöße und Schiffe nebst 52 Kopf Besatzung für die Zufuhr von Ulm
nach Wien, die Bespannung für die Artillerie und Truppeneinkleidung sowie
Munition. So hat Oppenheimer für seine Aufwendungen im März
1684 noch weitere 187.000 Gulden zu fordern.

Am 19. September 1697 wird Samuel Oppenheimer unter dem Verdacht
, einen Mordanschlag geplant zu haben, auf Grund der Anzeige eines
suspekten Subjekts erneut verhaftet. Das war kurz vor der Leipziger Messe
. Eine Panik bricht bei seinen Gläubigern aus. Doch am 5. Oktober wird
Oppenheimer wieder aus der Haft entlassen, da nicht einmal die Absicht
eines Meuchelmords erwiesen sei. Erneut nimmt er in großem Stil Lieferungen
für Rekrutierung und Remontierung auf, liefert Mehl, Hafer und
sämtliches Brot nach Ungarn. Bezahlt wird er wie zuvor nicht in bar, son-


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