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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 504
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504

Peter Stein

dem mit Anweisungen auf Guthaben und auf Vorbezüge der künftigen
Abgaben.

Plünderung

Faktisch standen Wohl und Wehe der Armee, das Schicksal von Hof und
Staat in der Hand eines Juden, der vom Gehalt des Generalissimus bis zum
Radnagel, vom Ring am Finger des Kaisers bis zum Livreeknopf seines
Stallknechts fast alles lieferte. Das ertrug die Bevölkerung von Wien
schlecht. Am 21. Juli 1700 soll eine Jude aus dem Hause Oppenheimers
zwei Kaminfeger, die vor einem Wirtshaus in der Nähe der Oppenheimer-
schen Liegenschaft Mühle spielten, verlacht haben. Einer der Gesellen erwiderte
mit einem damals beliebten Judenspott; er klopfte mit der Hand
auf die Bank. Als er davon nicht abließ, schritt die Wache gegen ihn ein,
worauf das Volk zusammenlief und mit Steinen und Eiern dem Oppenheimer
die Fenster einwarf. Die nahe gelegene städtische Hauptwache schaute
dem Treiben ruhig zu. So ging man an die Demolierung und Plünderung
des Hauses. Das ganze Mobiliar wurde zerbrochen, den Weinfässern der
Boden eingeschlagen und namentlich die Geschäftsbücher und Briefschaften
zerstört. Die Hausinsassen retteten sich rechtzeitig in ein Gewölbe.
Schließlich schritt die Burgwache ein und schoss in die Menge, wobei
zwölf Personen verwundet, ja gar getötet wurden. Selbst Kanonen wurden
aufgepflanzt und noch in der Nacht die Rädelsführer aus den Betten geholt
.

Ein Kaminfeger und ein Schwertfeger wurden am eisernen Gitter über
dem Eingang des geplünderten Hauses gehenkt und die Leichname zum
abschreckenden Beispiel den ganzen nächsten Tag hängen gelassen. Oppenheimer
hatte durch die Vernichtung wichtiger Urkunden einen enormen
Schaden erlitten, da er vor dem Untersuchungsgericht mit genauen Ausweisen
über jeden einzelnen Geschäftsabschluss mit der Hofkammer (Finanzministerium
) Aufschluss zu geben hatte. Nun fehlten ihm die Belege.

Samuels Tod und Bankrott der Firma Oppenheimer

Dem Kaiser gab niemand mehr für einen Heller Kredit. Oppenheimer hatte
mehrere Millionen Gulden an den Kaiser zu fordern. Dennoch verpflichtete
er sich zu weiteren Darlehen von fünf Millionen an den Fiskus. Als der
Kaiser den Aufstand unter Rakoczy in Ungarn niederzuschlagen hatte, ordnete
Oppenheimer das Proviantwesen und führte neue Geschütze hin, für
die er mit dem Brucheisen bezahlt wurde, das die Franzosen nach dem Frie-
densschluss von Ryswick (1697) in Philippsburg zurückgelassen hatten.

Die kaiserliche Hofkammer bestätigte am 24. März 1702, dass niemand
außer Oppenheimer dem Fiskus nur einen Kreuzer leihen würde. Der Kai-


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