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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 27
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0027
Aus der lichtenauer Pfarrchronik (1726-1830)

27

In Zusammenhang mit der illegalen Auswanderung von fünf Familien von
Lichtenau im Jahre 1749 gab Pfarrer Müller als Ursache der Flucht aus der
Heimat folgende Gründe an:

„Hier (waren) dazumal die Leute nicht nur ungemein mit Fahrdiensten
geplagt worden, daß mancher 4-5 Tage in der Woche fronen mußte, sondern
unser durchlauchtigster Fürst (hatte) auch einige 100 Söhne aus den 2
Ämtern zu Kriegsdiensten ausgezogen und endlich von hier nach Pirmasens
gezogen; dazu auch zur Unterhaltung derselben über alle anderen Beschwerden
auch ein starkes Monatsgeld gefordert. So entstand ein großer
Lärmen, daß viele mit ihm (dem Auswanderungsagenten HJ. von der
Weid) dahin ziehen wollen, was aber die Herrschaft nicht zulassen wollte."

Pfarrer Müller hatte hier ein drastisches Bild der Bedrückungen der
Untertanen gemalt, das sich auf zwei Sachverhalte konzentrierte: Der starke
Frondienst und der Militärdienst der jungen Männer. Da 40 Jahre später
in dem Beschwerdekatalog von Lichtenau (1789) nicht mit einem Wort
über den Frondienst geklagt wurde, muss dieser in der Zwischenzeit entweder
stark abgebaut worden sein oder Pfarrer Müller hatte etwas überzeichnet
. Das Soldatenwesen mit seinem Zentrum in Pirmasens war eine
ganz persönliche Liebhaberei des Landgrafen Ludwig IX., die Ende 1789
einschließlich Hilfspersonal 6851 Personen umfasste. Das war bis zur Reduzierung
nach dem Tod Ludwig IX. (1790) eine drückende finanzielle
Last, die einen übergroßen Teil des Steueraufkommens verschlang.1

Wir haben schon am Anfang dieser Abhandlung erfahren, dass Pfarrer
Müller sich besonders auf die Niederschrift der weltpolitischen Ereignisse
konzentrierte. Was wir hier von seinen persönlichen Verlautbarungen
wiedergaben, macht nur einen Bruchteil davon aus.

Der zweite Chronist und dessen Nachfolger im Amt, Georg Ernst Ludwig
Neßler (Amtszeit: 1753-1786), kritisierte diese Verlagerung des
Schwerpunktes der Chronik: Er vermisste eine eingehendere Behandlung
der lokalen Ereignisse, „dahingegen andere nicht so nötige Dinge z.B. vom
Krieg, das man in allen Historienbüchern viel deutlicher findet, hier eingetragen
."

1753:

Als am 14. Juni 1753 die glückliche Geburt eines jungen Erbprinzen erfolgte
, schrieb Pfarrer Neßler: „Dieweil wir durch diese höchsterfreuliche
Geburt eines künftigen Landesherrn ... sowohl alle hochherrschaftlich Bedienten
, als auch alle rechtschaffenen Untertanen in große Freude gesetzt
worden, als(o) hat sich auch jedes Ort insonderheit beflissen, sowohl dem
lieben Gott herzlich dafür zu danken, als auch seine treugehorsamste Devotion
gegen gnädigste hohe Herrschaft an den Tag zu legen." Wenn auch
diese Geburtsbegrüßung den alten, gewohnten barocken Überschwang


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