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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 37
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Aus der Lichtenauer Pfarrchronik (1726-1830)

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Er musste sich sagen, dass auch die Zukunft Badens von der Willkür
Napoleons abhing, dass er das Großherzogtum von heute auf morgen annektieren
konnte. Bemerkenswert an dieser Gesinnungsänderung ist die
Tatsache, dass sie sich noch vor Beginn des militärischen Niedergangs
Frankreichs vollzog, und nicht nach der Art der Mitläufer erfolgte, die sich
immer auf die Seite des jeweiligen Siegers stellen.

1812: Der Russlandfeldzug Napoleons

Noch deutlicher drückte sich Pfarrer Schoch ein Jahr später aus, als die
große Armee den Rückzug aus Russland begann:

„Nur eines ... will ich hier berühren: Wie Napoleon die ganze europäische
Welt französisieren und derselben nicht nur seine Gesetze, sondern
auch seine Sprache geben, und die Landessprache und Gesetze nach und
nach unterdrücken und, sich zum Beherrscher aufwerfen wollte, so sollte
nun, auch die Reihe an Rußland kommen, denn außer England und Rußland
waren wirklich alle übrigen europäischen Regenten eigentlich nichts
anderes, als Vasallen von Napoleon. Dieser wollte den russischen Handel
mit England vernichten ... und dadurch eben den Mangel und die Not auch
in diesem Lande verbreiten, denn Stockung des Handels ist jederzeit die
Quelle der Armut."

Pfarrer Schoch sah als Endziel der französischen Politik ein Imperium,
in dem die Volkssprachen und damit die nationalen Identitäten der europäischen
Völker langsam erstickt werden würden. Neben diesem Horizont des
kulturellen Absterbens war die badische Frage vollkommen bedeutungslos
geworden. Die unterworfenen Völker wurden sogar gezwungen, sich
gegenseitig mit Waffengewalt in dieser Unfreiheit zu halten (Badener in
Spanien!) oder hinein zu zwingen, und sei es mit hohen Menschenverlusten
(aus Russland kam nur jeder Zehnte Badener bzw. Württemberger zurück).

„Napoleon zog eine solche ... schöne Armee teils von den Franzosen,
teils von Bundestruppen denn alle mußten sich seinem Willen fügen
und Anteil an diesem Krieg nehmen."

1813: Die Freiheitskriege

„Dieses Jahr zeichnete sich durch mancherlei wichtige Ereignisse, besonders
durch das Abschütteln des französischen Jochs aus, welches der
welsche Verderber den Deutschen auferlegt hatte ...

Anno 1806 wurde dieses zusammengeschmolzene, preußische Königreich
ebenso gut wie andere deutsche Staaten der Oberherrschaft der Franzosen
unterworfen und mußte nun auch seine Truppen gegen Rußland stellen
... Bei der französischen Retirade legte nun der General Yorck ... die
Maske ab und vereinigte sich mit den Russen ... Da Preußen sich durch


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