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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 43
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0043
Aus der Lichtenauer Pfarrchronik (1726-1830)

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tion aufloderte. Das politische Ziel dieser Unruhen war immer die Einschränkung
der überlieferten, autokratischen Staatsgewalt durch eine Verfassung
, die Teilhabe der Regierten an der Regierung ermöglichen sollte.

Revolution in Neapel und Sizilien.

„Im Anfang des Juli brach in Neapel eine Revolution aus ... In Neapel ging
es ziemlich ruhig vorüber. Aber desto furchtbarer wütete die Revolution in
Sizilien ... Durch die Revolution sollte nun die Souveränität des Königs
eingeschränkt werden. Der König legte die Regentschaft nieder ... (Vom
Kronprinzen) wurden solche Verordnungen ... gemacht, welche die besten
Hoffnungen zum Wohl des Volkes gaben. Allein die Monarchen von Rußland
, Preußen und Österreich sahen diese Revolution ... nicht gleichgültig
an und verlangten, daß die Neapolitaner ihr eingesetztes Parlament wieder
auseinander gehen lassen und ihren König eben die Souveränität einräumen
sollten, die er ... vor der Revolution gehabt hatte, widrigenfalls würden
österreichische Truppen dasselbe mit Gewalt zuwege zu bringen suchen
... Das ganze Armeekorps zerstreute sich gleich beim Anblick der Österreicher
, plünderten ihr eigenes Land (so), dass die Österreicher mit
Freuden aufgenommen wurden ... und der ganzen Revolution ein Ende
machten. So endigte sich die neapolitanische Revolution, die im Anfang so
schöne Aussichten eröffnete, auf eine sehr lahme Weise, der Despotismus
siegte über die Freiheit." Der ernüchternde Kampf der Revolutionsverteidiger
zeigte, dass ein großer Teil der Neapolitaner für die politische Freiheit
nicht reif war. Aber eben diesen Reifeprozess wollte ja der Kronprinz in
Gang setzen, weshalb das harte Urteil des Chronisten verständlich ist.

1823: Die spanische Revolution (1820) und ihre Niederschlagung.

„Bei dem Fürstenkongreß in Verona wurde im Spätjahr 1822 verabredet,
daß Frankreich eine Armee nach Spanien schicken und die ausgebrochene
Revolution wider vernichten sollte. Frankreich ließ also eine Armee nach
Spanien aufbrechen und (diese) drang ohne Widerstand zu finden in das unglückliche
Land ein. Die Spanier waren unter sich nicht einig, und darum
waren keine gehörigen Anstalten zum Widerstand getroffen ... So wurde die
Partei der Konstitutionellen immer kleiner und schwächer, bis sie besiegt
wurde ... Nun gingen die Verfolgungen an ... so endigte also die Spanische
Revolution auf eine sehr üble Weise, welches auch nicht wohl anders bei
der großen Uneinigkeit der Parteien zu erwarten gewesen. Die Klöster und
Geistlichkeit waren denn ganzen Wesen von Anfang an entgegen."

Das Bedauern des Chronisten über den Misserfolg der Revolution von
1820 wird verständlich, wenn man erfährt, dass die von ihr wieder eingeführte
Verfassung von 1812 die Abschaffung der Folter und der Inquisition verlangte.


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