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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 52
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Hans Herrmann

auch das Haus der „Müllhanse" in Flammen aufging, wurde der Brandstifter
gefasst.

Kork stand unter Kriegsrecht. Die Grenzwächter vom Rhein fuhren in Wägen
durch den Ort. Sie hätten uns nichts helfen können, dennoch ging ein
Murren durchs Dorf. „Alle Uniformierten gehen weg, unsere Buben haben
wir weggeben müssen, keine Soldaten kommen zum Schutz". In diesen Tagen
verkehrte der Vater viel mit dem Bürgermeister Gerold, dem Oberamtmann
Flad und anderen tüchtigen Männern. Er war viel unterwegs, seine
ruhige Überzeugung, daß man „oben" sicher das Beste tue, um das Land
zu schützen, übernahm mancher. Daß wir trotzdem schwer heimgesucht
werden könnten, verschwieg er nicht. Die Ruhe, mit der er samt den Seinen
das Schicksal erwartete, tat unruhigen Seelen wohl.

Eines Nachts gab es Feuerlärm. Nicht weit von uns brannte es. Feuer in
einem Dorf zu solcher Zeit ist etwas Furchtbares. Daß Brandstiftung vorlag
, war klar. Der Vater war beim Löschen dabei. Zwischendurch kam er
heim: „ Richtet euch aufs Ausräumen ein, der Wind hat sich gedreht." Das
hatten wir auch schon gemerkt. Die Feuerfunken flogen über die Kirche
weg in unseren Grasgarten. Die Mutter legte Säcke und Kissenbezüge, die
als solche dienen konnten, in Schubladen und Kästen. Sie wies das Mädchen
und mich an, was wir zu tun hätten, wenn die Gefahr näher käme.
Vorher waren mehrere Frauen da gewesen, die ihr Wichtigstes bei uns
unterbrachten. Eine hatte ihr ganzes Vermögen im Schurz. Im Grasgarten
stand allerlei Hausrat, den wir nicht hüten konnten; es ist ihm nichts zu
leide geschehen. Plötzlich ertönte ein tierisches Wutgebrüll, eine Schar von
Männern stürzte durch unseren Grasgarten und brach durch den Zaun,
man hörte sie auf dem Kirchweg nach Neumühl weiter toben. Sie verfolgten
einen Menschen, den sie für den Brandstifter hielten. Schließlich hatten
sie ihn, und kräftige Fäuste fingen an, ihn zu bearbeiten. Was er schrie,
wurde nicht beachtet, bis ein weiterer Mann herankam: „ Was mache Ihr?
De 'sch jo min Knächt. " Der war der vorderste der Verfolger gewesen.

Der Schmidt Arbogast saß auf dem First seines Hauses, das neben
der Brandstätte lag und die Seinen reichten ihm Wasser durch eine Dachluke
. Er schleuderte es auf die vom Brand gefährdeten Stellen. Der mächtige
Mann saß da oben wie einer aus der Vorzeit. Aber sein Löschwerk
gelang.

Eine Dame rannte im Vorgarten ihres Hauses herum und löschte mit einem
zierlichen Gießkännchen die Funken auf dem Rasen. Das Feuer hat
das Wohnhaus von Thorwarts samt den Ökonomiegebäuden und dem Holzhof
verzehrt. Daß nicht noch mehr zu Grunde gegangen ist, war der Energie
und dem Scharfblick von Oberamtman Flad zu danken: Als man seiner
vernünftigen Anordnung, die Spritze nicht auf den Feuerherd, sondern auf
die gefährdeten Gebäude zu richten, Widerstand entgegensetzte, tat er sei-


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