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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 53
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Eine Kindheit und Jugend im Hanauerland

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ne Amtsschärpe um und verlangte Gehorsam mit Hinweis auf das Kriegsrecht
.

Von diesem Tag an richteten die Korker einen Nachtw achtdienst ein, an
dem sich auch der Vater beteiligte.

Welch eine Freude, als Kork Einquartierung bekam. Es war ein kleines
Trüpplein Württemberger, geführt von einem Leutnant. Als der Vater unseren
Soldaten nach Name und Herkunft fragte, sagte er: „Joseph Pflug,
Muersmann von Ochsehuse." Die Soldaten übernahmen selbstverständlich
den Wachtdienst. Auch unser Joseph Pflug hatte Wache. Es war eine finstere
, stürmische Nacht, und er wäre gewiß lieber ins Bett gegangen: „ Dös sin
die allerschlimmste Nächt für uns Soldate", sagte er im Weggehen, „ do
weiß mer nit emol wer mer derschießt. " Der Vater war noch ein Stündchen
im Lesezimmer, wo alle Beamten sich um den Offizier geschart hatten. Dieser
war niedergeschlagen. Ob sie hier blieben ?, wurde gefragt. Das wisse
er nicht. Er bekomme täglich Order, was er zu tun habe. Schon am nächsten
Vormittag kam die Abberufung unserer Württemberger. Wohin es ging, durfte
der Leutnant nicht sagen, woher das Trüpplein kam, wußten alle Quartierwirte
von ihren Leuten. Plan- und sinnlos waren diese Soldaten herumgehetzt
worden, von einem Ort zum andern. Sie wußten nur, daß hinter ihnen
im Schwarzwald eine große Armee heranziehe. Wenn die auch so wenig
zielbewußt geführt würde, wie diese Leute, dann - ach, man mochte es nicht
ausdenken. Selbst der Vater schien etwas von seinem Vertrauen in die preußische
Heeresleitung verloren zu haben. Er sah bekümmert aus.

Und doch haben dieser und andere kleine Trupps wahrscheinlich unser
Land vor einem Beutezug der Franzosen geschützt. Diese Soldaten samt ihren
Offizieren hatten alle die feste Überzeugung, ein Heer stände hinter ihnen
, und verbreiteten dies überall. Die französischen Spione meldeten das
hinüber, durch die Schweiz fand es auch in Verwandtenbriefen den Weg ins
Elsaß. Man sprach davon, daß sich bei Gengenbach das Heer zusammenziehe
. Man vermutete eine Schlacht zwischen dem Rhein und dem Schwarzwald
. In Kork könne man da nicht bleiben; wenn es so weit käme, müsse
man flüchten. Wir wußten schon, mit wem wir in diesem Fall fahren
würden.

Nach dem Abzug der Württemberger wurde der nächtliche Wachtdienst
von den Korker Bürgern nicht wieder aufgenommen. Wozu auch? Es war
ja seither nichts vorgekommen. Aber in der folgenden Nacht brannte es
wieder. Die Aufregung war womöglich noch größer als das erste Mal, ebbte
aber rasch ab. Die Magd von Notar Kaiser hatte einen Mann kurz vor
dem ersten Feuerschein aus der betreffenden Scheune schleichen sehen und
in ihm den früheren Ochsenwirt, einen entmündigten Trunkenbold, erkannt
. Es ließ sich später einwandfrei feststellen, daß er der Täter war. Er
hatte beide Feuer angelegt des Freibiers wegen, das nachher der Feuerwehr
und auch andern Helfern zuteil zu werden pflegte. Eine Wache


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