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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 59
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Eine Kindheit und Jugend im Hanauerland

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Kranken zu Mute sein in ihren Kellern bei ungenügender Nahrung und
bei schlechter Beleuchtung!

Da erwirkten Schweizer vom Roten Kreuz bei General Werder, unterstützt
von unserem Großherzog, daß sie eine Anzahl von Frauen, Kindern
und Kranken aus Straßburg herausholen durften. So war ein paar Stunden
Gottesfrieden. Vielen hat dies das Leben gerettet.

Eine Geschichte wurde erzählt: In den Unterstand einer Batterie war eine
Granate direkt vor den Eingang gefallen. Noch war sie nicht explodiert.
Bange Augenblicke folgten. Da faßte sie ein Kanonier und trug sie weit
hinaus, sorgfältig schreitend, bis er sie schließlich niederlegte.

Eines Tages - es war der 1. September 1870 - bin ich mit Frau Kaiser
wieder einmal auf dem Speicher. Ein sonderbares Schießen läßt sich wahrnehmen
. Die nervöse Frau macht unwillkürliche Bewegungen des Körpers
dazu und sagt abflauend wie das Schießen: „De-de-de-de.... " so oft es sich
wiederholt. Wir gehen herunter, als es vorüber ist; Herr Rittershofer tritt
uns in der Haustür entgegen und sagt kaum hörbar: „Es ist eine Depesche
gekommen. Der Kaiser Napoleon soll gefangen sein mit seinem ganzen
Heer. Das kann man doch nicht glauben." „Ach nein", sagte ich, „so was
ist doch unmöglich. " Aber es war doch so. Es war der Tag von Sedan. Das
Schießen, welches wir gehört hatten, war Viktoria-Schießen. „ Welch eine
Wendung durch Gottes Fügung." Schöner als in diesen Worten des königlichen
Telegramms konnte das Geschehnis nicht gefaßt werden. Übermütig
durch den Sieg ist man in Kork nicht geworden, nur dankbar und hoffnungsvoll
.

Sieben Lazarette in Kork

Im September 1870 wurden im Korker Rathaus und in den Sälen der sechs
Gastwirtschaften Lazarette eingerichtet. Nur die leichten und die ganz
schweren Fälle wurden hier her verlegt und von Schweizer Ärzten und
Stabsarzt Dr. Eimer behandelt. Die Ärzte waren im Pfarrhaus bei der Familie
Schellenberg untergebracht. Pfarrer Schellenberg, seine Frau und viele
andere Frauen aus Kork wirkten im Sinne des Roten Kreuzes und kümmerten
sich rührend um die Verwundeten und die Flüchtlinge. Frau Schellenberg
und Frau Eimer brachten den Frauen des Frauenvereins im Pfarrhaus
bei, Binden und Kompressen für die Verwundeten herzustellen.

Nun wurden Lazarette in Kork eingerichtet, und zwar im Rathaus und in
sechs verschiedenen Wirtssälen. Es kamen eine Menge Ärzte, darunter
auch sehr sympathische Schweizer. Verwundete gab 's zunächst keine. Bald
wurden die Ärzte nach Orten verschickt, wo sie nötiger waren als bei uns.
Nur zwei verblieben in Kork und einer davon, Reservestabsarzt Eimer, hatte
Quartier in unserem Haus. Er war kriegsgetraut, und bald wurde auch


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