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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 100
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Heinz G. Huber

Abschied von seinen Brüdern und bittet sie um den Schutz seiner Frau, bevor
er Gott und die Jungfrau Maria anruft und stirbt:

„ Wa sint ir, brüeder hochgemuot? "
sie sprachent bede „ wir sint hie. "
ietwedern er bin henden vie
und sprach „ viel lieben brüeder min,
lant üch die magd bevolhen sin."
hiemit er urloub von in nan.
vom himel got den ruofte er an
er sprach „Maria,künigin,
laz dir min sei bevolhen sin. "
daz wort er clegeliche sprach,
hiemit der tot sin herze brach.11

Der todgeweihte Ritter versucht nicht zu rechten oder sich Illusionen über
seine Lage zu machen, er gibt sich dem Tod widerstandslos hin und bereitet
sich bewusst auf das Sterben vor. Neben der Regelung der Vermögensangelegenheiten
und der Sorge für seine Frau steht das Seelenheil im
Vordergrund. Peter hat sich auf das Bett gelegt, sein Handeln hat „zeremoniellen
, rituellen Charakter"12. Er lenkt die Zeremonie seines Sterbens
selbst. Bevor der Ritter vor das Angesicht Gottes tritt, bereitet er sich durch
den Empfang des Bußsakraments auf das Jenseits vor.

Exemplarisch dokumentiert der Text auch, dass Peter öffentlich stirbt.
Bruchlos verwandelt sich die Öffentlichkeit einer repräsentativen Hochzeitsgesellschaft
in eine Gemeinschaft der Trauernden, die Peter bis an sein
Ende begleitet. „Der Sterbende muss den Mittelpunkt einer Gesellschaft
bilden", hat Aries bei seiner Analyse der Chanson de Roland festgestellt.13
Es ist kein Zufall, dass die romantische Bearbeitung des Stoffs in Des Knaben
Wunderhorn aus dem 19. Jahrhundert sich in diesem Punkt von der
Vorlage unterscheidet. Dort fliehen die Gäste in Panik, nur die Braut ver-
lässt ihren Mann in der Stunde des Todes nicht.14 Das Sterben wird zu
einem privaten Ereignis. Aber auch in Egenolfs mittelhochdeutscher Versnovelle
bewahrt der Tod seinen Schrecken, denn die letzten Worte spricht
Peter klagend (clegeliche).

Während Peter wohlvorbereitet seinem Ende entgegensieht, stirbt die
Jungfer Stesel, von deren Ende die Stiftungslegende des 1476 entstandene
Korker Waldbriefs berichtet, plötzlich und unvermutet beim Tanz:

Item, ein Herr hett geheißen herr Eppel und sin Hußfraw Uze, seynd gesessen
auf Fürsteneck bey Oberkirch, han gehabt eine Tochter, hat geheißen
Jungfrau Stesel, derselbig Herr ist so reich gewesen, dass er Fürstengenosse
und dieselbigen zwei ehelichen Gemalte habent nicht mehr denn dieselbe
Tochter gehabt, ist zu Nußbach an einem Tanz gählingen gestorben, zu derselben
Tochter Seelenheile habent sie in daßselbe Dorf Nußbach eine Kirch


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