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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 114
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Heinz G. Huber

Die Gemeinschaft der Toten mit den Lebenden: die Friedhöfe

Der Wandel der Einstellung zum Tod lässt sich besonders plastisch an der
Geschichte der Friedhöfe dokumentieren. In der christlichen Kultur wurden
Friedhöfe bei der Kirche (apud ecclesiam) im Wirkungsbereich des
Hochaltars mit seinen Heiligenreliquien (ad sanctos) angelegt: Friedhöfe
galten als Schoß der Kirche73. Zwischen Lebenden und Toten bestand eine
enge Gemeinschaft.74 Die Friedhöfe lagen innerhalb der Dorf- und Stadtsiedlungen
. Der alte „Kirchhof des Kirchspiels Nußbach befand sich bis
1841 in der Dorfmitte um die Pfarrkirche herum.75 In Oberkirch gab es
zwei Friedhöfe: Die Verstorbenen aus der Stadt wurden intra muros neben
der Stadtkirche beigesetzt. Der Ölberg an der Südseite der Oberkircher
Stadtpfarrkirche erinnert heute noch an den Oberkircher Stadtfriedhof.
Schon früh, vermutlich seit der Eingemeindung Oberdorfs im 17. Jahrhundert
, wurden auch die Toten aus der Stadt auf dem Kirchhof um die Oberdorfer
Kirche beigesetzt. Dort hatten seit der Gründung der Pfarrei Oberdorf
die Toten von Lautenbach, Ödsbach und der auf der linken Renchseite
liegenden Siedlungen ihre letzte Ruhe gefunden. Seit 1818/1820 werden
alle Toten aus der Stadt dort begraben.76 Die dortige Friedhofskapelle entstand
1827 aus den Resten der 1818 abgebrochenen Oberdorfer Pfarrkirche
.77 Der alte Oppenauer Kirchspielfriedhof lag immer in der Nähe der alten
Thingstätte des Oppenauer Hubgerichts beim Gasthaus Zur Linde. Die
Friedhofskapelle entstand aus der früheren Pfarrkirche des Kirchspiels Op-
penau. Die heutige Kapelle bildete den 1464 errichteten Chor der Kirche,
während das 1505 errichtete Langhaus 1803 abgebrochen wurde.78 Da die
Stadt Oppenau zwischen 1299 und 1319 am Eingang des Lierbachtals angelegt
wurde, lagen Kirche und Friedhof außerhalb der Stadt. Die Mauern
des alten Kirchhofs am Hügel, auf deren mächtige Fundamente man in
späterer Zeit stieß, waren möglicherweise als Vorfeldsicherung in die Befestigungsanlagen
der Burg Friedberg einbezogen. Neben der Ulmer Kirche
lag bis 1847 auch der Kirchspielsfriedhof für die Gemeinden im rechten
Mündungstrichter der Rench.79 Mit der Verselbstständigung, dem Kirchenbau
und der Pfarreigründung entstanden im 19. und teilweise erst im
20. Jahrhundert dort wie auch im Einzugsbereich der Kirchspiele Oppenau,
Nußbach und Oberkirch eigene Friedhöfe. Sie wurden ausschließlich im
Außenbereich angelegt.80

Damit begann die Auflösung der Gemeinschaft von Toten und Lebenden
. Begründet wurde diese Maßnahme damals mit hygienischen Erwägungen
. Verwesungsgerüche wurden als Belästigung und Gesundheitsgefahr
eingestuft. Im Prozess der Zivilisation wurde diese Maßnahme auch
mit der generellen „Zurückdrängung des Animalischen" in Verbindung
gebracht.81 Aries bringt die Verlegung der Friedhöfe aus den Städten im
18. Jahrhundert mit der Aufklärung und „Laisierung der Beisetzung" in


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