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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 173
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Die Glocken der Heimat - Josef Sauer und das Unzhurster Geläute

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Als nach dem Krieg das Aufräumen beginnt, registrieren die Unzhurster
mit Freude, dass ihre Glocken nicht eingeschmolzen worden sind. Sie lagern
auf dem „Glockenfriedhof' in Hamburg und können nun heimkehren.
Doch es dauert seine Zeit. Am 17. Januar 1948 sind die beiden Glocken
zurück in Unzhurst, wo der Dank Prälat Josef Sauer gilt. Er habe „wohl
durch seine ganz besonders persönliche Initiative im I. und II. Weltkrieg
beide Glocken seiner Heimatgemeinde erhalten."41 Lange aber währt die
Freude nicht. Man mag es als ein unheilvolles Zeichen ansehen: Im Frühjahr
1949 gibt eine Glocke ihren Dienst auf;42 wenig später stirbt der „Freiburger
Professor".

Als Josef Sauer in Unzhurst zu Grabe getragen wird, können ihn nur
noch zwei Glocken begleiten. Bei der Suche nach den Ursachen für den
Glockentod finden sich mehrere Gründe. Da ist zum einen die Zeit des
Exils in der Hansestadt. Ab- und Rücktransport sei ebenso wenig immer
schonend verlaufen wie das Lagern auf dem Glockenfriedhof selbst, zumal
, wie Baurat Hans Rolli in Heidelberg, der Glockensachverständige der
Erzdiözese Freiburg, festgestellt hat, die Unzhurster Glocken „mit sehr
leichten Rippen gegossen" waren. Auch bei anderen „Heimkehrern" in der
näheren Umgebung seien solche Folgeerscheinungen zu beobachten gewesen
. Der zweite Punkt ist der Klöppel, den das Renchener Hammerwerk
Chr. Helbling gefertigt hat: Er hat sich als zu schwer für die Glocke herausgestellt43
Rolli bezeichnet in einem Schreiben vom 20. Juni 1949 an
die Glockengießerei Bachert in Bad Friedrichshall einen „falsch dimensionierten
Klöppel" als wahrscheinliche Ursache des Glockensprungs. „Der
Sprung zieht sich als feiner Riß von der Anschlagstelle herab bis zur
Schärfe, ist also nicht sehr groß." Der Klöppel sei mittlerweile entfernt
worden. Die Glocke ist verstummt: „Die Glocke war zwar klanglich überaus
mäßig, ja geradezu absonderlich." Allerdings habe er, so Rolli, die
Tonanalyse in gesprungenem Zustand vorgenommen.

Auf der Suche nach einer Firma, die die Glocke schweißt, wird Pfarrer
Richard Weber in Nördlingen fündig. Die gesprungene Glocke wird im
August abmontiert. Jetzt fehlt es nur noch an einem Lkw, der sie nach
Nördlingen fährt. Doch es findet sich keiner, und das ist, wie sich herausstellen
wird, ganz gut so. Denn am 30. August versagt auch, wohl aus den
gleichen Gründen wie die Schwester, die der heiligen Susanna geweihte b-
Glocke, „da auch genau wie die andere sie auf ein mal zittrig geworden
und merkwürdig in den Tönen zu klingen begann. Einen Sprung sieht man
bis jetzt nicht äusserlich, doch scheint die Sache nicht mehr geheuer",
schreibt Weber anderntags an Rolli 44

Das Ende der beiden Edel-Glocken aus dem 19. Jahrhundert schafft eine
neue und doch bekannte Lage. Die kleine Wimmerglocke ist wieder allein,
so wie sie es seit sieben Jahren schon gewesen ist. Damit steht die Pfarrei
vor der grundsätzlichen Frage, „wie sie bei der nicht geschlossenen Pfarrei


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