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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 204
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Dieter Weis

hofskapelle stehenden spätgot. Flügelaltares nachzudenken, zumal er sich
offensichtlich in einem schlechten Zustand befand. Das Beinhaus wurde
im Jahre 1879 abgebrochen.33

Dekan Sauer, der kunstinteressierte evang. Pfarrer von Kippenheim,
schrieb am 20.4.1853 dem Großherzogl. Konservator von Bayer, er fühle
sich verpflichtet, ihm Folgendes anzuzeigen:34

„In hiesiger kathol. Kirchhofkapelle (nächst der paritätischen Kirche)
befindet sich ein ausgezeichneter aus (mittelalterlichem) im gothischen
Style gehaltenem Schnitzwerk bestehender und mit einigen überaus gelungenen
kleinen Figuren geschmückter Altar, der, wenn er nicht gereinigt
und besser placiert wird, seinem Verderben entgegengeht." In einem weiteren
Schreiben an den Konservator von Bayer vom 11.7.1853 erwähnte
Sauer, „dass sich im kath. Pfarrhause geschnitzte Figuren befinden, welche
die nächst dem fraglichen Altare an Kunstwerth noch übertreffen".

Oberamtmann Stigler vom Bezirksamt Ettenheim schrieb am 11.7.1853
dem Großh. Altertumsverein (Auszug): „Wohldemselben erlauben wir uns
aufmerksam zu machen, dass sich auf dem Gottesacker in Kippenheim eine
denkwürdige Kapelle in gothischem Style (!) erbaut vorfindet, sowie
auch darin alterthümliches interessantes Schnitzwerk. Auch finden sich
noch auf der Bühne des Pfarrhauses alte, gut bearbeitete Statuen."

Am 13.8.1853 teilte Dekan Sauer dem „Conservator der Kunstdenkmale
, Herrn von Bayer in Baden" mit, der kath. Stiftungsvorstand habe inzwischen
bereits zwei der alten, geschnitzten Figuren „um schweres Geld
durch den Lakierer Friedrich von Rothweil in unkünstlerischer Weise restaurieren
lassen u. dabey der ev. Gemeinde noch die Schmach angethan,
dass er beyde Bilder ohne ihr Wissen und Zustimmung auf beyden Seiten
des ev. Altars aufstellen ließ, und so demselben Licht entzogen, u. den ev.
Cultus verletzt hat".

Hier zeigt sich bereits die Spannung zwischen den Konfessionen, die
mit dazu beitrug, dass der Altar nicht für Kippenheim restauriert und im
Chor der Kirche aufgestellt wurde, wo er hingehörte und wie es zuerst vorgesehen
war.

Über das weitere Schicksal des Altares wird an anderer Stelle dieses
Beitrages berichtet.

Von Interesse sind heute noch die Reisenotizen des Konservators von
Bayer, der damals auch die Kippenheimer Kirche besichtigte: „auf dem
Kirchhofe eine aus Haustein (!) errichtete Todtencapelle, mit einem in argem
Zerfalle begriffenen altdeutsch geschnitzten Altare. - Lebensgroße
Holzfiguren. Der Sockel bemalt auf Goldgrund. - In der Kirche an der Seitenwand
rechts noch ein unberührtes deutsches Gemälde auf Holz den Tod
der Maria darstellend. - Vielleicht ein Werk Hans Baidungs. - gut erhalten.
Die Bilder der beyden Seitenaltäre ebenfalls deutschen Ursprungs, durch
Restauration aber schauderhaft übertüncht und verdorben. -"


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