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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 240
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Karl Schwab

geschweiften Abschlüssen oben finden wir auch an Maria Linden, Ottersweier
(1484/97) und an der Wallfahrtskirche Bickesheim (vor 1450). Die
Spitzbogenfenster, sechs an der Zahl, jeweils dreibahnig im Osten und Süden
, bringen Tageslicht. Das Maßwerk des Mittelfensters hinter dem ehemaligen
Hochaltar ist noch im Original erhalten, alle übrigen, durch zweimalige
Brände zerstört, sind Ergänzungen von 1906/07. Die fensterlose
Nordwand war früher aufgegliedert durch ein Sakramentshäuschen, eine
spitzbogige Tür in die nördliche Sakristei sowie eine hochliegende Tür zum
Dachraum der Sakristei. Nur der Zugang zur einstigen Sakristei aus dem
15. Jahrhundert, heute Taufkapelle, ist noch vorhanden.

Die spätgotische Kirche war gegenüber den Vorgängerbauten um drei
Grad mehr nach Ostnordost gedreht. Offenbar wollte man die geweihte
Stelle des Hochaltars nicht verlassen. Die Mittellinie des Chores war
gleich Mittellinie des Westturmes. Bemerkenswert ist, dass das Langhaus
dazwischen asymmetrisch angeordnet war, es maß von der Mittellinie zur
Nordwand 2,60 m mehr als zur Südwand. Eine spätere Erweiterung? Die
Überraschung kam 1972: Das Langhaus, im Lichten knapp 17 m lang und
knapp 15 m breit, war von Anfang an in dieser Form geplant! Es gab keine
Verbindung etwa zur romanischen Nordwand. Aber es kamen im Bereich
der heutigen drei vorderen Säulen links mittelalterliche Fundamentblöcke
zum Vorschein, welche mit den Splitbetonwürfeln unter den heutigen Säulen
nichts gemein haben. Das Langhaus scheint zweischiffig gewesen zu
sein, wobei das Hauptschiff fast 10 m breit war. Drei wohl spitzbogige
Arkaden teilten das nördliche Seitenschiff, welches die heutige Breite von
4,5 m hatte, aber um ein Drittel kürzer war (Beispiel: Maria Bickesheim in
Durmersheim). Vorgefundene spätgotische Rippenstücke vorn links beim
ersten Säulenfundament lassen an ein dreijochiges, vielleicht kreuzrippen-
gewölbtes Seitenschiff denken, wie es zweijochig die östlich anschließende
alte Sakristei auch besaß. Vielleicht wurde dieses zweischiffige Langhaus
gewählt, um für die fünf urkundlich erwähnten Nebenaltäre eine Aufstellung
im Seitenschiff zu erhalten. Es gab außer dem dem hl. Jakobus geweihten
Hochaltar einen Liebfrauenaltar (1320 erwähnt), einen Katharinenaltar
(1402), einen Barbaraaltar (1422), einen Peter- und Paulsaltar
(1500) und einen Dreifaltigkeitsaltar (1504). Das Hauptschiff dürfte von
Anfang an eine Holzdecke besessen haben, denn es wurden im Erdboden
keine Spuren von Strebepfeilern an der Südwand vorgefunden.

Der spätgotische Westturm

Wenn ein berühmter und hochverdienter mittelbadischer Heimatforscher
vor über 90 Jahren schrieb, „die St. Jakobuskirche ist von 1463 bis 1477
erbaut, Turm wohl älter", und spätere Verfasser von Festschriften u. a.
wiederholen obige Daten, dann wird es höchste Zeit, auch in diesem Buch


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