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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 301
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Verrat und Verdammnis

301

schwarz erscheinende Bluse war ursprünglich dunkelgrün. Auf dem
Schwarz liegen noch Reste desselben Grüntons wie auf dem Rock, durch
die schwarze Untermalung wirkte er jedoch dunkler als dort. Für den
Grünton dürfte ein aus dem Kupfermineral Malachit hergestelltes Pigment
verwendet worden sein.

Das Weltgerichtsbild ist zu einem unbekannten Zeitpunkt übermalt worden
. Auf der Schürze der jungen Frau erkennt man dunkelrote und gelbe
flächige Farbspuren sowie dunkelrote Pinselstriche, letztere von einer Vorzeichnung
. Sie liegen ohne Tünche- oder Putzzwischenlage direkt auf dem
älteren Bild. Diese Übermalung war beim Überputzen des Bildes bereits
schon wieder so unvollständig wie heute, Einzelheiten sind nicht mehr auszumachen
.

Das vergleichsweise kleine Bildfragment gibt uns eine Vorstellung davon
, wie groß die Kirche in der Zeit um 1500 gewesen sein muss. Die erhaltene
Malerei liegt in der rechten oberen Ecke der Chorbogenwand, direkt
unterhalb der barocken Decke in ca. zehn Meter Höhe. Die erhobenen Hände
der Frau verschwinden hinter dem Stuckprofil, die Malerei setzt sich also
noch weiter nach oben fort. Dies und der Vergleich mit vollständigen
Weltgerichtsbildern deutet darauf hin, daß nach oben hin mehr Platz benötigt
wurde als heute zur Verfügung steht. Wahrscheinlich besaß die gotische
Kirche einen offenen Dachstuhl, um diese Raumforderung zu erfüllen. Bei
gleicher Breite wie heute war der Innenraum demnach noch deutlich höher.

Das ehemalige Weltgerichtsbild muss beeindruckende Ausmaße gehabt
haben: Das Kirchenschiff besitzt eine Breite von ca. 13 Metern. Die Wand
war sicher mehrere Meter von der heutigen Decke an abwärts bemalt,
oberhalb und beiderseits des damaligen Chorbogens, desgleichen die dreieckige
Wandfläche bis zum Dachstuhl. Nach vorsichtiger Schätzung ist
eine Gesamtfläche des Weltgerichtsbildes mit 90 Quadratmetern durchaus
realistisch - ein veritables Monumentalwerk.

Die Innenrestaurierung hat unser Wissen über die Martinskirche nicht
nur überraschend erweitert, sondern auch ihr Erscheinungsbild im Be-
wusstsein des Besuchers verändert. Die Neuentdeckungen zeigen, dass die
Kirche zu allen Zeiten ihres Bestehens nicht nur äußerlich eindrucksvoll
war. Ihre Innenausstattung war im Stil der jeweiligen Zeit farbenfroh und
von hoher Qualität. Die Schlichtheit, die den Kirchenraum noch bis vor
kurzem prägte, war nur eine kurze Phase von nicht einmal 40 Jahren.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 3: Bernhard Wink, Gengenbach.
Abb. 2, 4, 5: Regine Dendler, Kirchzarten.

Abb. 4 entnommen aus Hummel, Heribert: Wandmalereien im Kreis Göppingen,
Weißenhorn 1978, S. 103, Abb. 51.


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