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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 323
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Neu- und Wiederau/gefundene Gedichte und Schriften von Quirin Moscherosch

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dass er den unter den Pegnitzschäfern gerade von J. Klaj propagierten und
in seinen Gedichten demonstrierten Einsatz poetischer Mittel in ihrer sinnlichen
Vielfalt schätzte und beherrschte, auch wenn er ihn für sich selbst
nicht zum ausschließlichen ästhetischen Programm erhoben hatte. Denn
seine künstlerische Praxis konzentrierte er weitgehend, nicht zuletzt durch
den Einfluss seines älteren Bruders, auf die seinem Amt näher stehende
Erbauungslyrik.35 Dennoch ist in seinem Gesamtwerk unübersehbar, dass
er vom Anfang seines poetischen Wirkens an den Pegnitzschäfern und ihren
Dichtungsformen nahe stand, und seine Hochzeitsschrift liefert dazu
den auch sozial sichtbaren Beweis.

An vierter Stelle steuert der Schwiegervater der Braut, Johannes Georg
Cremel, ein lateinisches Gedicht zu dieser Festschrift bei, nach dem Motto:
Omnia vincit Amor. Er unterzeichnet als Ovis & Gemmarius in Norimber-
ga, also als Nürnberger Bürger und Juwelier (Schmuckhändler). Mit einem
Klingreim-Gedicht folgt Wolf Murrer, ein musikalischer Nürnberger Händler
(Pfragner), der Quirins Schwager nach dessen Bekunden die Notenwerte
beibrachte36 und dabei auch Quirin Moscherosch kennengelernt haben
dürfte.

Mit seinem Text gibt Murrer einen biographischen Hinweis, der in die
Stadt Hanau führt. Im Rollensprechen der Braut S. Hübner formuliert er:

Von der Pegnitz übern Mayn/

übern Rhein/

sacht und leise
[...]geh ich nun zur Reise

Offensichtlich ist Q. Moscherosch mit seiner Braut nach der Hochzeit an
den Main nach Hanau aufgebrochen, um dort im Dienst des Hanauischen
Grafen Friedrich Casimir vorübergehend für einige Monate in dessen
Schlosskapelle - damals der einzige Versammlungsort der lutherischen
Gemeinde in Hanau37 - als Präzeptor, Schlosskaplan oder Hilfsdiakon auszuhelfen
. Damit erklärt sich die Textstelle in Q. Moscheroschs späterem
Lobgedicht zur Grundsteinlegung der Johanniskirche in Hanau (1658), wo
er auf diese vorübergehende Tätigkeit eingeht:

Trau mir ö großer Printz! Weil Du baust Gottes Reich/
[..-]

Dann dise Statt/die Du/ den Frommen nach begehr
Von neuem aufferbaust [...]

Wie auch mein Wunsch gewest/ da Ich zum letzten mahl

Als Gottes Diener lehrt'/ in deinem Hofe=Sahl.[i.e der Schlosskapelle]

In einem Randvermerk erläutert Q. Moscherosch diese Stelle selbst:
Meine Valet Predig den 8. Julij/ an. 1649 daselbst gehalten.


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