Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 327
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Neu- und wiederaufgefundene Gedichte und Schriften von Quirin Moscherosch

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Eheleute unter den Geboten Gottesfurcht, Keuschheit und Gebet zur Hochzeit
laden und beim Freien achten sollen, mit dem Fazit, dass Gott auch die
Geschicke der Liebenden lenkt. Damit stimmt er insbesondere mit den gestrengen
moralischen Lehren sowohl der Straßburger Kirchenvertreter wie
Johann Schmidt, bei dem er studiert hatte, als auch der Nürnberger Tugendverfechter
(wie J.M. Dilherr) überein. Q. Moscherosch aber spielt dieses
Thema anagrammatisch durch, mit auch einmaligem Bezug auf persönliche
Gegebenheiten, so dass es weniger obrigkeitlich streng daherkommt.
Dabei stellt er eine ideenreiche Verbindung zwischen dem Vornamen der
Braut, Susanne, ihrer Ehegattenwahl und dem Wappen der Moscheroschs
her.50

Dem stark religiös geprägten Brautlied - Quirin Moscherosch war
schließlich Theologe - folgen vier Scherzgedichte, wie sie in der Gesellschaftslyrik
der Zeit in Nürnberg und darüber hinaus üblich waren: 1. Anagrammatisches
Scherzgedicht, 2. und 3. Rätselgedichte, 4. Verse über das
Ehebett. Sie bilden weitere Belege für Q. Moscheroschs Fähigkeit zum
Sprachspiel und seine dichterische Variationsfertigkeit, wie er sie von seinen
Nürnberger und anderen Vorbildern gelernt hatte.

Von den Beiträgern her ist es eine rein Nürnberger Festschrift, daher
fehlen etwa auch die sonst zu erwartende Zuschrift seines Bruders Johann
Michael oder diejenige von Straßburger Studienkollegen. Die Form der
Hochzeitsschrift ist eher bescheiden, stand Quirin doch erst am Anfang
seiner theologischen Laufbahn und musste der Druck sicher in kurzer Zeit
fertiggestellt sein. Dennoch zeigt das kleine Werk schon deutlich den festen
Willen und das ihm eigene Talent, Leben und Dichtkunst im Rahmen
der zeittypischen Gesellschaftsdichtung zu verbinden und zugleich Poesie
zu Gottes Ruhm und Ehre zu betreiben. In späteren Jahren wird er diesen
Anspruch mehrfach explizit formulieren51 und auch die durch die Festschrift
dokumentierte ganz persönliche Erfahrung, dass besonders in der
Freien Reichsstadt Nürnberg „die Musen ihre Gönner [...] haben".52

Ein weiteres neu aufgefundenes Gelegenheitsgedicht (Titel 4) zeigt
Quirin (einmal mehr) nicht nur in seiner Rolle als Meister deutscher
Kasualpoesie, sondern auch als Theologen, der fest im Beziehungsgeflecht
der lutherischen Kirchenvertreter in Nürnberg und vor allem in Straßburg
steht. So fehlen seine Epicedien bei keinem der großen Kirchenvertreter
und Universitätslehrer der Theologie, zu denen er Verbindungen gehabt
hatte (wie in Nürnberg J. Saubert und J.M. Dilherr, in Straßburg J. Dannhauer
oder Friedrich Schottel). Ihrer nicht nur privat, sondern literarisch
und damit öffentlich zu gedenken, war damals Ehre und Pflicht zugleich.

In diesem sozialen Zusammenhang ist das Epicedium auf Johann
Schmidt, den großen Straßburger Theologen, Universitätslehrer und rigorosen
Präsidenten des Straßburger Kirchenkonvents einzuordnen, der in einer
engen persönlichen Beziehung zu seinem Bruder Johann Michael


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