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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 353
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Unbeachtete oberrheinische Bäder-Lyrik aus dem 17. Jahrhundert.

353

Vnd dir nimmermehr widerstreben:
Gib auch dein Segen vnd Gedeyen /
Das wir solliche herrliche Artzneyen /
Brauchen mögen O Gott vnd Herr /
Erstlichen dir zu Lob vnd Ehr /
Vnd dann mit rechter Danckbarkeit /
Zu der Seel vnd Leibs Gesundheit.
Das verleih vns O Vatter schon /
Durch Jesum Christum deinen Sohn /
Der sampt dem Heiligen Geist allzeit
Mit dir Regiert in Ewigkeit / Amen.

Vierzig Jahre nach Graseccius widmete sich auch der berühmte Straßburger
Stadtarzt und Professor der Medizin Melchior Sebizius (Sebitz, Se-
bisch) d. J. 1647 den im Renchtal gelegenen Sauerbrunnen. Ansichten von
Griesbach und Peterstal schmücken den unteren Teil des Titelkupfers seiner
beim Straßburger Verleger Johann Philipp Mülbe erschienenen Beschreibung
Vnd Widerlegung / Etlicher Mißbräuche vnd Irrthumb / so biß
anhero in dem Gebrauch der Saurbrunen / vnd andern warmen vnd kalten
Bädern bey vns fürgangen.^ Der 1578 in Straßburg geborene und 1674
dort verstorbene Melchior Sebizius d. J. war ein international angesehener
und einflussreicher Mediziner und Naturwissenschaftler, der 1613 als
Nachfolger seines Vaters den Lehrstuhl für Medizin an seiner Heimatuniversität
erhielt, nicht weniger als zehn Mal zum Rektor der Universität
Straßburg ernannt wurde und Dutzende von medizinischen, pharmakologischen
und botanischen Abhandlungen verfasste. In seinen Schriften vertrat
er dogmatisch den Galenismus.17

Hauptanliegen des populärwissenschaftlichen Badetraktats von Sebizius
ist es, über Missbräuche während des Kuraufenthaltes aufzuklären. Wenn
eine Kur keinen gesundheitlichen Effekt erziele, dann liege das - so Sebizius
- nicht an den mangelnden Heilkräften des mineralhaltigen Wassers,
sondern am fehlerhaften Verhalten mancher Badegäste und an falschen Erwartungen
. Für eine wirkungsvolle Badekur sei es unter anderem unerläss-
lich, den Instruktionen der Badeärzte Folge zu leisten und Gesundheitsregeln
sowie Diätvorschriften während der Kur einzuhalten. Derartige Empfehlungen
stellt Sebizius in seinem detaillierten Leitfaden für den Kuraufenthalt
bereit. Unbedingt zu berücksichtigen seien die „Ordnung Wie mann
den Saurbrunnen trincken soll" und die „Ordnung Wie mann baden soll".18

Im Zusammenhang mit den während der Kur üblichen Diäten kommt
Sebizius auf eine Peterstaler Spezialität, Pasteten und Torten, zu sprechen.
Der Mediziner weist auf die Schädlichkeit des zu Verstopfung führenden
Kuchenverzehrs hin und erinnert die Badegäste daran, „daß mann im gebrauch
der Bäder mehr auff die gesundtheit / vnnd die Cur / als auff daß


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