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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 381
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Wein, Wohltätigkeit und sozialer Aufstieg: Die Geschichte der jüdischen Familie Durlacher .

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und bekam mit ihr zusammen fünf Kinder. Die einfachen Grabmale von
Moses Durlacher und seiner Frau Besla (um 1779-1851) auf dem jüdischen
Friedhof von Schmieheim existieren noch, sie sind allerdings in einem
vergleichsweise schlechten Zustand.7 Die weitaus aufwändigeren
Grabsteine ihrer drei ersten Söhne Herz Durlacher (um 1803-1866), Wolf
Durlacher (um 1804-1866) und Samuel Durlacher (um 1817-1875) zeigen
in anschaulicher Weise das Symbol des Stammes Levi, nämlich die Leviten
-Kanne. Die männliche Linie der Durlachers wird man demnach auf
diesen jüdischen Stamm zurückführen können. Moses haLevi dürfte den
Familiennamen Durlacher nach 1809 in Kippenheim angenommen haben.8

Die zweite Generation und die Gründung des Weinhandelsgeschäftes
„ Gebrüder Durlacher"

Herz und Wolf Durlacher, die beiden älteren Söhne von Moses und Besla
Durlacher, übernahmen die Geschäfte des Vaters und handelten weiterhin
mit Textilien. Die beiden jüngeren Söhne Samuel und Solomon Durlacher
(1826-1885) hingegen versuchten sich seit den 1840-er Jahren auf einem
anderen Terrain und begründeten einen Weinhandel. Mehrere unlängst im
privaten (philatelistischen) Handel aufgetauchte, vom Verfasser jeweils
einzeln erworbene Briefe und Briefumschläge geben verschiedene Hinweise
auf diese zweite Familiengeneration, insbesondere auf den offenbar
recht erfolgreichen Weinhandel der Durlachers. Allem Anschein nach wurde
vor nicht allzu langer Zeit ein größeres Nachlasskonvolut von Privat-
und Geschäftsbriefen der Familie Durlacher zersprengt und gerät nun nach
und nach in Form von Einzelstücken in den privaten Handel. Vom Verfasser
konnten zwischen Juni 2003 und Mai 2004 insgesamt sieben dieser
verstreuten Stücke aus dem Zeitraum von 1852 bis 1874 angekauft werden,
über die Existenz einiger anderer liegen zumindest Hinweise vor.9 Sehr
viel mehr Dokumente dürften allerdings für immer verloren sein.10

Aus einigen dieser wieder entdeckten Briefe geht die vergleichsweise
gute ökonomische Situation Samuel Durlachers in den 1850er und 1860er
Jahren hervor. Die Gründung seines Weinhandels fiel in den Zeitraum der
stärksten Prosperität der jüdischen Bevölkerung Kippenheims, die sich in
den drei Jahrzehnten seit dem Tod von Moses Durlacher bis zur Reichsgründung
mehr als verdoppelte und schließlich rund 15% Prozent der örtlichen
Gesamtbevölkerung ausmachte. Den Höhepunkt dieses Etablie-
rungsprozesses bildete der Bau einer neuen, ausgesprochen stattlichen Gemeindesynagoge
in der Ortsmitte im Jahr 1852. Anhand der vorliegenden
Quellen lässt sich bei dem Kaufmann Samuel Durlacher ein bemerkenswert
selbstbewusstes Auftreten beobachten. So zeigte sich der Weinhändler
Anfang des Jahres 1852 gegenüber einem Schuldner aus Stadelhofen, dem
er für eine Bürgschaft Geld geliehen hatte, trotz dessen Beteuerungen


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