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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 391
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Wein, Wohltätigkeit und sozialer Aufstieg: Die Geschichte der jüdischen Familie Durlacher

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zwei Töchter. 9 Die Brüder Heinrich und Jonas blieben unverheiratet und
kinderlos. Nathan und Paulina Durlachers Sohn Salomon (1889-1929)
führte die Familientradition fort und betrieb eine Wein- und Spirituosenhandlung
in der Kippenheimer Oberen Hauptstraße 13. Seine Schwester
Zerline (1892-1963) heiratete im Jahr 1912 den Kippenheimer Eisenwarenhändler
Hermann Wertheimer.50

Vergebliche Flucht

In der ersten Jahreshälfte des Jahres 1937 fanden die letzten Begräbnisse
von männlichen Mitgliedern der Familie statt, nachdem im Zeitraum von
über 120 Jahren fast 60 Personen mit dem Namen Durlacher auf dem jüdischen
Friedhof in Schmieheim begraben worden waren: kurz nacheinander
verstarben die beiden Brüder Moses und Jonas Durlacher, Söhne des
Firmenmitbegründers Salomon Durlacher. Nur wenige Monate später verließen
die letzten Mitglieder der Familie unter dem Druck des nationalsozialistischen
Terrors ihren Heimatort in Richtung Frankreich. Die Hoffnung
, damit einen Ausweg gefunden zu haben, erfüllte sich jedoch nicht.
Für fast alle führte dieser Weg in den Tod. Jakob Durlacher (geb. 1874),
der Sohn des Textilienhändlers Salomon Durlacher, musste 1937 sein Möbel
- und Antiquitätengeschäft schließen. Er zog im August 1938 mit seiner
Frau Leonie (geb. 1878) zunächst nach Straßburg. Nach der deutschen
Besetzung des Elsass suchte das Ehepaar Zuflucht in Südfrankfreich. Dort
wurden sie von der Gestapo aufgespürt und danach nach Auschwitz deportiert
, wo sie wahrscheinlich im Mai 1944 ums Leben kamen.51 Nach
dem Novemberpogrom von 1938 suchte auch Flora Durlacher (geb.
1897), die Witwe des relativ jung verstorbenen Weinhändlers Salomon
Durlacher, mit ihren Kindern Gretel Rina (geb. 1921) und Johann Nathan
(geb. 1925) sowie mit ihren Eltern Zuflucht in Straßburg. Flora Durlacher
hatte nach dem Tod ihres Mannes (1929) noch ein Jahrzehnt lang dessen
Weinhandlung weitergeführt. Mit der erzwungenen Aufgabe ihres Geschäftes
endete 1938 die etwa hundertjährige Weinhandels-Tradition der
Familie Durlacher in Kippenheim. In Frankreich zog die Familie von
Straßburg in den Ort St. Junien, wo Flora Durlacher ein Geschäft für Korsett
- und Büstenhalterherstellung betrieb. Am 26. August 1942 wurden
Flora und Gretel Rina Durlacher verhaftet. Wenige Tage später wurden sie
aus dem Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz verschleppt und
dort umgebracht.52

Flora Durlachers Sohn Hans (eigentlich Johann Nathan) war gemeinsam
mit der ein Jahr älteren Hedy Epstein der letzte jüdische Schüler auf dem
Gymnasium im benachbarten Euenheim.53 Eines der Hebräisch-Lehrbü-
cher von Hans Durlacher hat als Einzelstück aus dem Besitz der Durla-


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