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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 401
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401

„Ich als geborener Badener"

Wilhelm Hausenstein und die Freundschaft mit Frankreich

Johannes Werner

Die Freundschaft zu Wilhelm Hausenstein war der Weg, auf
dem die Freundschaft zu Deutschland sich wieder anbahnte.
Sobald irgendwo eine neue Tür vor ihm, dem einzelnen, sich
öffnete, trat mit ihm sein ganzes Land ein.

P. Jean du Rivau SJ

Der Anruf aus Bonn kam ungelegen. Denn jetzt, im März 1950, wollte
Wilhelm Hausenstein endlich in Ruhe gelassen werden; wollte nur noch
lesen, schreiben, auch reisen, kurz: sein eigenes Leben leben, das ohnehin
zur Neige ging. Und dass er sich diese Ruhe redlich verdient hatte, konnte
keiner bestreiten.

Am 17. Juni 1882 war er in Hornberg im Schwarzwald geboren worden;
hatte das Gymnasium in Karlsruhe und die Universitäten in Heidelberg,
Tübingen und München besucht; und hatte, nach einer glanzvollen Promotion
in mittlerer und neuerer Geschichte, Nationalökonomie und Paläogra-
phie, in Paris der ehemaligen Königin von Sizilien als Vorleser gedient und
sich dann noch einmal in München in den Hörsaal gesetzt, um Kunstgeschichte
zu studieren. Dann war er einer der bedeutendsten Kunsthistoriker
, Kunstkritiker, Kunstschriftsteller, auch Reiseschriftsteller seiner Zeit
geworden: mit zahllosen Artikeln und Aufsätzen und mit rund 40 Büchern
etwa über barocke, expressionistische und exotische Kunst; über Fra Ange-
lico, Giotto, Carpaccio, Rembrandt; über Paul Klee und andere zeitgenössische
Künstler, mit denen er bekannt und befreundet war.

Dann, nach 1933, hatte er keine Bücher mehr schreiben dürfen, aber als
Redakteur der berühmten frankfurter Zeitung' noch eine Weile überwintern
können - aber ohne den Machthabern irgendeine Konzession zu
machen; war schließlich doch entlassen worden und dadurch in große Not
geraten, auch weil Margot Hausenstein, die er 1919, mit Rilke und Preeto-
rius als Trauzeugen, geheiratet hatte, eine belgische Jüdin war. Die einzige
Tochter Renee-Marie hatte mit dem letzten Schiff noch nach Brasilien
flüchten können.

Und nun schien das Leben nochmals neu zu beginnen. Was Hausenstein
sagte, wurde gehört, was er schrieb, wurde gedruckt, auch was er in den
dunklen Jahren heimlich geschrieben und überdies übersetzt hatte. Da kam
der Anruf, der ihn ins Kanzleramt nach Bonn bestellte, sehr ungelegen;
nun gut, so hieß es, der Kanzler wolle ohnehin nach München fahren und


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