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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 408
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Johannes Werner

mit fünf Dienstboten konnte er, nein: konnten er und Margot, die ihn die
ganze Zeit begleitet hatte, ihre oft gerühmte Gastlichkeit entfalten.

Freunde und Feinde

Schon als Hausenstein im Jahre 1952 seinen 70. Geburtstag feierte, schaute
die Öffentlichkeit voller Anerkennung auf das Geleistete zurück. Vor allem
in deutschen und schweizerischen Zeitungen erschienen große Artikel, die
durchweg zum Ausdruck brachten, dass Hausenstein der richtige Mann am
richtigen Platz sei, und dies dank seiner besonderen Fähigkeiten, die sie im
Einzelnen rühmten. So schrieb auch Annette Kolb in der ,Festgabe für Wilhelm
Hausenstein', die zur Feier des Tages erschien: „Als Hausenstein zum
ersten Vertreter der Bonner Republik nach Paris berufen wurde und mit
Frau Hausenstein eintraf, hieß es hier: ,Enfin un geste. Enfin un acte de
comprehension.' Jetzt, nachdem man sie beide kennenlernte, heißt es: ,On
n'aurait pas pu mieux choisir.' Diese Worte sind uns Allen aus dem Herzen
gesprochen. Herzliche Glückwünsche!"15 Auch der Staat, dem Hausenstein
diente, war unter den Gratulanten; Heuss verlieh ihm das Große Verdienstkreuz
mit Stern, und Adenauer dankte ihm brieflich dafür, „dass Sie die Ihnen
bis dahin fremde politische Arbeit auf meinen Wunsch hin übernommen
haben. Ich verbinde damit meine besondere Anerkennung für die großen
Verdienste, die Sie sich um die Pflege und Verbesserung der deutschfranzösischen
Beziehungen erworben haben."16 Auf der anderen Seite war
es Robert Schuman, der französische Außenminister, der Hausenstein den
„vollständigen Erfolg"17 seiner Mission bescheinigte: „Dank Ihnen konnten
die Beziehungen in der bestmöglichen Weise wieder angeknüpft werden."18
Immer wieder wurde betont, dass Hausenstein ein geschickter Brückenbauer
, ein Grenzgänger und Gratwanderer war: nicht nur zwischen
Deutschland und Frankreich, sondern auch zwischen Kultur und Politik,
und überhaupt. So etwas war eher selten, selbst im diplomatischen Dienst.
Gewiss, da gab es etwa die Schriftsteller Chateaubriand, Claudel und Gi-
raudoux, an die fast jeder dachte; oder, weiter zurück, den Maler Rubens,
an den fast keiner dachte, obwohl er sich in höchst schwieriger Mission
mehrfach bewährte. Er, der sogar einen spanisch-englischen Frieden herbeiführte
, ist „ein inniger Sucher des europäischen Friedens und ein großer
Pazifist aus dem Herzen"19 gewesen; und gewirkt haben „der Glanz seiner
Erscheinung, der Charme seines Gespräches, die liebenswürdige Souveränität
seiner Argumente".20 Diese Sätze finden sich in einem Vortrag, der
,Rubens als Diplomat' hieß und den Hausenstein 1929 in der deutschen
Botschaft in Belgrad hielt; schon damals trafen sie auf den Vortragenden
selber zu, und jetzt, gute zwanzig Jahre später, noch mehr. Dennoch sind
auch ihm, wie dem Rubens, „bittere Enttäuschungen auf politischem Boden
nicht erspart geblieben".21


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