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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 437
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„ Villa Brandeck" in Hinlerohlsbach und die Sozialdemokratie

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rei, dem „G'schäftle", wie ihr Ehemann die gemeinsame ökonomische Basis
zu nennen pflegte.

Gecks imposante Erscheinung lässt nicht ahnen, dass er häufig krank
war und mit ernsten, gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, wie
z.B. 1901/1902, als er 56 Sitzungen des badischen Landtags versäumte.
Seine labile Gesundheit machte ihm zeitlebens zu schaffen. 1905 brach er
ohnmächtig auf der Straße zusammen, 1912 konstatierten die Ärzte ein
schweres Herzleiden. In solchen Krisen-, Anspannungs- und Schwächeperioden
schwor er auf die Genesungs- und Heilkraft der fast 500 m hoch gelegenen
„Villa", wohl mit einiger Berechtigung - so könnte man meinen -,
denn er wurde 88 Jahre alt. Hier verbrachte er unzählige Tage der Ruhe
und Besinnung, sofern ihn die Politik nicht nach Karlsruhe oder Berlin
rief, was mit großen, finanziellen Opfern verbunden war. ,uMein Alterle
einsiedelt noch auf der Brandeck, und wir ho ffen, die Bergeinsamkeit möge
ihm wieder die abgenützte Nervenkraft stärken; die Kinder brauchen den
Vater noch so nötig", schreibt Marie am 19.3.1913 an Heinrich Hansjakob
und beleuchtet damit eine typische Situation der Jahre vor dem 1. Weltkrieg
.29 Adolfs und Maries innige Beziehung zur Landschaft um das Bran-
deck-Lindle soll sogar eine Rolle bei der Namengebung ihres 1893 geborenen
ersten Sohnes gespielt haben, dem sie den möglicherweise von Brandeck
abgeleiteten Namen Brandel gaben.30 Ebenso wahrscheinlich könnte
die Herkunft als verkürzter Kosename von Hildebrand, Hadubrand, Wil-
brand u. ä. gedeutet werden, denn das Germanische entsprach dem Geist
der Zeit, wie auch die Namen der anderen Geck'schen Kinder Freya, Erika
und Rohtraud zeigen.

Das Refugium der Sozialdemokraten am Ende des Ohlsbachtals muss
im Umkreis allgemein bekannt gewesen sein, anders ist die um 1910 spielende
Begebenheit nicht zu erklären, die Marie Luise Kaschnitz in ihren
Erinnerungen schildert:31 Wie sich der junge Onkel und seine studentischen
Freunde am Hang oberhalb der „Villa" ausruhen, doch plötzlich aufspringen
, sich wie toll aufführen, mit den Füßen stampfen und immer wieder
im Chor „Sozzengeck, Sozzengeck" brüllen und dieser Beschimpfung
Steine folgen lassen, die das Haus aber verfehlen und keinen Schaden anrichten
.

Mit dem Verzicht auf eine erneute Aufstellung als Kandidat für die
Reichstagswahlen im April 1924 begann Geck, auch andere politische Ämter
aufzugeben, sich nur noch dem „Alt Offeburger" zu widmen und in sein
„Häusle" zurückzuziehen. Für das Haus in Hinterohlsbach fanden sich
keine jüngeren Leute, die es mit neuem Leben hätten füllen können. So
wurde das bebaute Grundstück am 8. Januar 1927 vom letzten eingetragenen
Grundbucheigentümer Ludwig Dotter für 18.000 Mark an den Badischen
Turnerbund verkauft, der das Anwesen als Jugend- und Wanderheim
nutzte. Auf älteren Karten wird es sogar offiziell als Jugendherberge be-


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