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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 480
(PDF, 123 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0480
480

Martin Ruch

Das Massaker vom 12. April 1945

Das Verbrechen, die gezielte Ermordung der kranken, alten und nicht mehr
marschfähigen Häftlinge geschah im Zusammenhang mit der bevorstehenden
Räumung des Lagers. Die französische Armee stand nämlich bereits
vor Rastatt. Die Transportfähigen wurden mit der Bahn Richtung Donaueschingen
gebracht. „Morgens zwischen 10 und 11 Uhr ließ die Lagerleitung
zwei Kanister Schnaps in die Stube des Lagerältesten schaffen. Danach
brachten SS-Leute auf einem Karren Äxte und Eisenstangen in den
Keller des Häftlingsblocks. Mehrere Kapos holten die Kranken aus dem
Revier und schleiften sie an den Füßen in den Keller. Im Kellerflur mußten
sie sich in einer Reihe vor dem Waschraum aufstellen, in den sie dann einzeln
gestoßen wurden. Hier erwarteten sie SS-Leute, Kapos, Lager- und
Blockälteste, um sie der Reihe nach zu töten. Manche Häftlinge erhängten
sie an Wasserhähnen, andere warfen sie zu Boden, legten ihnen eine Stange
auf den Hals und stellten sich darauf wieder andere erschlugen sie mit
Keilhauen. Wer sich wehrte, wurde wie ein Tier totgeschlagen - viele Leichen
waren verstümmelt und blutüberströmt. Das Massaker muß von Mittag
bis gegen 15 oder 16 Uhr gedauert haben. Die Hilferufe und Schmer-
zensschreie der Opfer hallten pausenlos durch den Bau. Mehrere Häftlinge
begegneten auf den Treppen betrunkenen und blutverschmierten SS-Leuten
und Kapos.

Die Liste der Toten

Die Namen der Ermordeten vom 12. April hat die Friedhofsverwaltung unmittelbar
nach dem Krieg aufgezeichnet. Aus diesem Dokument geht auch
hervor, dass die 41 Toten am selben Tag noch beerdigt wurden. Eine Stichprobe
beim Standesamt Offenburg im März 2005 ergab für alle überprüften
Namen den Wohn- und Sterbeort „Lager in der Prinz-Eugen-Straße".10 Es
waren (auf einer mit 38 Namen nicht ganz vollständig vorliegenden Liste)
neun Juden, 22 Katholiken, sieben Orthodoxgläubige, zehn Polen, zehn
Belgier, sieben Russen, vier Franzosen, drei Ungarn, drei Tschechen und
ein Italiener. Menschen aus ganz Europa starben also damals hier in Offenburg
. Bestattet wurden sie zwischen 19 und 20 Uhr, so melden es die Sterbebücher
der Stadt.

Wir wissen außer den Namen und Daten aus der Liste des Friedhofverwalters
fast nichts über die einzelnen Opfer. Der Bericht Sigmund Nissenbaums
über seine Familie war bislang die einzige Quelle." Doch zu fast
keinem der Gefangenen sind darüber hinaus gehende Informationen bekannt
.12


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