Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 498
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0498
498

Hermann Ebeling

len würde. Der gestrige Tag war zum Sturmlaufen bestimmt ... Aber wie
stand ich da, so verklommen, als ich keine Festung zum Erobern antraf.
Ein halbes Dutzend einzelne, nach kreuz und quer linierte Bögen, mit Fächern
und Quadraten ohne Zahl, und kaum der sechzehnte Teil von allen
notdürftig ausgefüllt."

Ein Pfarrer also, der sich in der Topographie versucht, in der Ortsbeschreibung
seines Heimatlandes. Er ist damit wohl nicht viel weitergekommen
. Aber anderthalb Jahrzehnte später, 1812, wird eine topographische
Karte Badens erscheinen - bearbeitet von Johann Gottfried Tulla, nicht
dem Pfarrer, sondern dem Major und Ingenieur, unserem Tulla. Aber damit
greifen wir der Erzählung vor. Noch ist Baden kein Großherzogtum, sondern
eine zerstückelte Markgrafschaft, noch ist Tulla kein unentbehrlicher
Mann im badischen Staatsapparat, sondern er ist gerade dabei, die Prüfungen
abzulegen, um badischer Staatsdiener zu werden. Das klingt ein bisschen
nach Routine, aber der Bildungsweg Tullas ist völlig ungewöhnlich
und aus dem Rahmen fallend, nur möglich, weil da zwei entscheidende
Leute dasselbe wollten: der Eleve Tulla und Karl Wilhelm, der Markgraf,
zwei Männer an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Hier die Aufklärung
, dort Industrie, Technik, Wirtschaft. Es lohnt darum, den Bildungsweg
Tullas etwas genauer zu verfolgen, schließlich gehört Tulla mit dem
Architekten Friedrich Weinbrenner zu den Gründern der Karlsruher Polytechnischen
Schule, aus der dann die Technische Hochschule und heutige
Universität hervorgegangen ist.

Vorerst aber wird der junge Tulla nach dem Elementarunterricht auf das
Markgräfliche Lyceum geschickt. Dort müssen sich schnell seine Begabung
und sein Interesse für naturwissenschaftliche und mathematische Fragen
gezeigt haben. Tulla hat diese erste Hürde des Bildungsparcours mit
Bravour genommen. Hans Georg Zier kommentiert: „So ausgerüstet hätte
Tulla zur weiteren Ausbildung eine Technische Hochschule beziehen können
- wenn es eine solche 1789 schon gegeben hätte. "

In der Tat: Hans Georg Zier, einer der wenigen Biographen Tullas, hat
Recht, eine Technische Hochschule gab es nicht, weder in Karlsruhe noch
anderswo. So wird der anstellige junge Mann vorerst zum Geometer ausgebildet
und bekommt bald die Protektion des obersten Landesherren. Die
Landeskasse übernimmt Schulden, die Tulla offensichtlich hatte machen
müssen (159 Gulden und 21 Kreuzer), und ab Januar bekommt er ein Tagegeld
in Höhe von 45 Kreuzern. Als Gegenleistung erwartet man von ihm
nur, dass er sich in seinem Metier fortbildet. Aber die Möglichkeit dazu ist
in dem Ländchen Baden schnell erschöpft. Also knüpft die badische Administration
Kontakte mit dem Salineninspektor Langsdorff im Fürstentum
Ansbach an. Er leitete dort die Saline Gerabronn und antwortete zustimmend
: „ Wer wird nicht gerne den Wünschen eines Markgrafen von Baden
entsprechen."


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0498