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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 504
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504

Hermann Ebeling

hindurch, hat er für dieses gewaltige Flussbauunternehmen gekämpft, das
die Landschaft am Oberrhein bis heute einschneidend verändert hat. Viel
Privatleben ist da nicht übrig geblieben und es ist schwer, hinter dem Obersten
und Ingenieur den Menschen Tulla zu erkennen.

Ging er ins Cafe-Haus oder in den Lesezirkel? Mochte er Musik? Hat er
Karten gespielt? Keiner der Biographen Tullas hat da viel zu erzählen.

Doch auch über dem Plan Tullas zur Rektifikation oder Korrektion des
Oberrheins liegt einiges Dunkel. Es gibt keinen Moment, von dem man sagen
könnte: Hier hat Tulla etwas begriffen, hier hat es gewissermaßen
„Klick" in seinen Überlegungen gemacht: Doch er wusste: man kommt
dem Rhein nicht bei, indem man hier einen Damm baut und einen Deich
dort, man wird den Strom nur bändigen, wenn man das Problem grundsätzlich
und im Großen angeht. Denn je mehr man am Rhein herumdokterte,
desto größer wurden die Übel. Tulla: „Der Rheinbau stieg und mußte notwendig
steigen, weil die Bevölkerung und mit ihr die Kultur zunahm und
die Übel empfindlicher wurden; man blieb größtenteils dabei stehen, nur
da zu steuern, wo Gefahr drohte. Es wurde nicht dahin gearbeitet, dem
Strom nach und nach einen regelmäßigen Lauf anzuweisen und dadurch
die Ursachen der Übel zu beheben: es wurde den Ufer-Abrüchen nur an
einzelnen Stellen und dieses nicht immer mit dem günstigen Erfolg, Einhalt
getan; der größte Teil des Rheinlaufes blieb veränderlich, es mußten Orte
versetzt, und öfters die besten Felder dem Strome preisgegeben werden."

An Beispielen fehlt es nicht. So lag Breisach, als die Römer ins Land
kamen, auf der linken Rheinseite, lag dann im 10. Jahrhundert auf einer
Rheininsel, noch einmal im Elsass, dann wieder auf einer Insel und wurde
erst im 14. Jahrhundert rechtsrheinisch. Auch Wintersdorf, Ottersdorf und
Plittersdorf bei Rastatt waren lange Zeit vom Strom umflossen. Manche
Dörfer oder Gehöfte sind ganz verschwunden: Wöllingen bei Wyhl, Iring-
heim und Hundsfeld bei Kehl, die Klöster Hanau, Arnulfsau und Selz, die
Orte Forlach, Unterwörth, Rencherloch und Krench bei Freistett, Bodems-
hausen, der Hof Thumhausen und das Dorf Muffelheim oberhalb von Plittersdorf
. Noch 1813 wurde das Dorf Dettenheim (bei Germersheim) aufgegeben
.

Gerade ein Jahr zuvor hatte Tulla für das Karlsruher Ministerium der
auswärtigen Angelegenheiten eine Denkschrift verfasst über „Die Grundsätze
nach welchen die Rheinbau-Arbeiten zu führen sein möchten":

„ Wenn die Rheinbau-Arbeiten so geordnet werden sollen, daß der Zustand
des Rheines nach und nach verbessert werde, wenn solche ferner
zweckmäßig und zu einem Ganzen passend angelegt werden sollen, so ist
ein System oder ein generaler Operationsplan zu Grund zu legen, welchem
nicht nur alle Arbeiten untergeordnet werden, sondern welcher auch näher
bestimmt, wie und wann mit einem Aufwand der größte Effekt erreicht werden
kann."


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