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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 512
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Hennann Ebeling

Tullas Hoffnung blieb die Zusammenarbeit mit Frankreich, aber langsam
vermutete er auch, dass man die badische Seite mit Verhandlungen nur hinhielt
, dass man eher an den eigenen Vorteil dachte als an das Gemeinwohl
beider Staaten. Und es muss Tulla schwer getroffen haben, als er eines Tages
erfuhr, in Paris trage man sich überhaupt mit dem Gedanken eines
Rhein-Seitenkanals von Straßburg bis Lauterburg, weil Tullas Korrektion
den Rhein als Schifffahrtsstraße verdorben habe. In der Tat: die Schifffahrt
auf dem Oberrhein war ein mühseliges Geschäft. 1825, als Tulla seine
Denkschrift zur Korrektion des Rheins veröffentlichte, erschien in Mainz
eine andere Denkschrift mit dem Titel „Über die Dampfschiffahrt". Darin
erfahren wir einiges über die tatsächliche Situation auf der Strecke Mainz-
Straßburg: „Von Mainz bis Schröck (das heutige Leopoldshafen) wird die
Fahrt wie gewöhnlich mit vorgespannten Halfpferden zurückgelegt. In
Schröck muß aber die Ladung, die hier zu 2.000 Zentner angeschlagen
wird, auf wenigstens zwei Schiffe verteilt werden, und 52 bis 56 Mann übernehmen
dann die Stelle der Pferde. Nachts um 2 Uhr ist die Mannschaft an
die Schiffe angespannt und nun beginnt ein sehr mühsamer Zug, der oft seine
Bahn durch das Wasser nehmen muß, das den Ziehenden bis an den
Gürtel reicht. Dieser Zug dauert von der eben bezeichneten Stunde bis in
die dunkle Nacht fort und wird im Tag nur durch vier reichliche Mahlzeiten
unterbrochen. Nach acht günstigen Tagen, und bei widrigem Wind nach
vierzehn Tagen wird endlich die Nähe von Straßburg erreicht... 2.600 Flaschen
Wein; anderthalb Ochsen; sechs- bis siebenhundert Brote; ein großes
Quantum Gemüse etc. sind nun verzehrt und jeder der Halfleute erhält 17
Franken Lohn. Die erwähnten Konsumtionskosten dürften leicht jene eines
Dampfbootes decken, welches für diese Stromstrecke geeignet wäre."

Als junger Mann hatte Tulla selbst ein Dampfboot erfunden, aber die
Schifffahrt auf dem Rhein, die wirtschaftliche Nutzung des Stroms, war für
ihn wohl immer zweitrangig gewesen. Er wollte den Rhein korrigieren, um
endgültig Hochwasser und Überschwemmungen zu verhindern, um ungenutztes
sumpfiges Land wieder in fruchtbares Acker- und Weideland zu
verwandeln, um Malaria und Wechselfieber, Ruhr und Typhus an der Wurzel
zu bekämpfen. Es ist fast ein irdisches Paradies, das Tulla in seiner
Schrift von 1825 ausmalt:

„ Wird der Rhein rektifiziert, so wird alles längs diesem Strom anders
werden. Der Mut und die Tätigkeit der Rheinuferbewohner wird in dem
Verhältnis steigen, in welchem ihre Wohnungen, ihre Güter und deren Ertrag
mehr geschützt sein werden. Das Klima längs dem Rhein wird durch
Verminderung der Wasserfläche auf beinahe ein Drittel durch das Verschwinden
der Sümpfe und die damit im Verhältnis stehende Verminderung
der Nebel, wärmer und angenehmer und die Luft reiner werden.

Die im Überschwemmungsgebiet liegenden Rheinorte werden trockener,
nach und nach schöner, die Wohnungen gesünder und die Keller wasserfrei


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