Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 546
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Wolfgang Gunz

der Ableistung seines Abiturs beginnt Gött in Freiburg Romanistik und
Sprachwissenschaft, Geschichte und Philosophie zu studieren und setzt
dieses Studium in Berlin fort. Nach den vorliegenden Zeugnissen scheinen
jedoch schon in dieser Zeit die Auseinandersetzung mit lebensreformeri-
schen Bestrebungen und eigene literarische Versuche, insbesondere dramatische
Theaterstücke, im Zentrum seiner Interessen zu stehen. Nachdem er
1890/91 wieder in die badische Heimat zurückgekehrt war, versuchte er
unter dem Titel „Spatenkultur" mit einem eigenen landwirtschaftlichen
Projekt zuerst im Elsass, dann in Freiburg-Zähringen seine Ideen vom alternativen
Leben in die Wirklichkeit umzusetzen. Wichtigste Kennzeichen
dafür waren ein konsequenter Vegetarismus und der Verzicht auf jegliche
Viehhaltung. Neben seiner weiteren Autorentätigkeit machte er sich durch
teils skurrile, teils durchaus technisch verwertbare Erfindungen einen
Namen: ein Rucksack mit integriertem Zelt und Hängematte, ein
Frühbeetfenster aus Drahtpapier, ein Erdbohrer und vor allem die aus dem
Ginster gewonnene Ramse-Faser. Doch all diese Vielseitigkeit konnte nicht
verhindern, dass sein Leben ständig von finanziellen Engpässen geprägt
war. Er starb dann auch verhältnismäßig früh im Jahre 1908 an einem
Herzleiden, das schon 10 Jahre zuvor diagnostiziert worden war.

Ein anderer Schüler des Scheffelgymnasium, der später „Geschichte
machte", war der 1874 in Nonnenweier geborene Ludwig Frank. Die Förderung
durch den Dorfgeistlichen führte im Jahre 1885 zu seinem Eintritt
in die Quinta des damaligen Lahrer Gymnasiums. Zwar bezog Frank in
Lahr eine Pennälerbude, aber am Wochenende trat er zu Fuß den Heimweg
ins Elternhaus im Ried an und war am Montag Morgen nach einem ebenso
langen Fußmarsch wieder pünktlich zur Stelle. Und obwohl einige kritische
Bemerkungen Franks über die Institution Schule, wie sie sich ihm
präsentierte, überliefert sind, entwickelte sich der junge Mann zu einem
glänzenden Schüler, wurde Primus seines Abiturientenjahrganges und
durfte auch die Abiturientenrede halten. In dieser trat er nun mit Thesen
und Begriffen sozialistischer und marxistischer Couleur an die Schulöffentlichkeit
, die in ihm während seiner Schulzeit durch die Kontakte zu
sozialdemokratisch orientierten Mitgliedern des Lahrer Lessingvereins
herangereift waren. Die Äußerungen wurden damals als so provozierend
empfunden, dass man vorübergehend erwog, ihm das Zeugnis der Reife zu
verweigern, es ihm dann aber letztendlich doch aushändigte. Sein ganzer
weiterer Lebensweg stand dann unter diesen bereits in seiner Lahrer Schulzeit
erworbenen Leitideen. Er studierte Rechtswissenschaften in Freiburg
und Berlin, wurde Mitglied in der SPD, trat als Rechtsanwalt in Mannheim
in die Kanzlei eines befreundeten Juristen ein und wurde 1907 für seine
Partei Reichstagsabgeordneter des Wahlkreises Mannheim. In dieser Funktion
geriet er zeitweilig wegen seiner Bemühungen um eine Zusammenarbeit
mit den liberalen Parteien in Baden in einen Gegensatz zur offiziellen


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