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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 638
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Berichte der Fachgruppen

Stelle wird dies jedoch bezweifelt und vermutet, dass Teile der Chornordwand mit der Sakramentsnische
aus dieser Zeit in einen weitgehenden Neubau um 1504 übernommen wurden
(Fundamente eines Vorgängerbaues liegen noch unter dem Boden im Kircheninnen-
raum). Diese Jahreszahl, 1504, ziert den Sturz der Sakristeitür im Chor und ein Fenster der
Chorsüdseite. In diese Zeit fällt der Bau des alten Langhauses mit einer Holzdecke. Im Jahr
1534 wurde die Reformation eingeführt. Eine größere Umgestaltung fand 1743 statt, als das
heutige Langhaus das spätgotische ersetzte. Ein Säulenkapitell im Mittelgang trägt die Jahreszahl
und die Initialen eines Stifters. Zu dieser Zeit wurde vermutlich auch eine Chorempore
eingebaut. 1955 schließlich wurde im Rahmen einer Renovierung diese Empore wieder
entfernt. Dabei wurden die Malereien entdeckt und restauriert. Eine erneute Restaurierung
des Chores erfolgte vor wenigen Jahren.

Die Wandmalereien auf der Chornordwand dürften um 1504 entstanden sein. Sie lagen
unter neunfacher Übertünchung als älteste Farbgebung auf der Wand. Die Pflanzenornamente
im Deckengewölbe stammen aus derselben Zeit. Auf einer Zwischenschicht fanden
sich Spuren von barocker Malerei, die jedoch bei der Freilegung mit entfernt wurden.

Der Blickfang auf der Nordwand der Gutacher Petruskirche ist das Sakramentshaus.
Die Steinarchitektur ist abgeschlagen, aber zweidimensional in rötlicher „Sandsteinfarbe"
nachempfunden. Bemerkenswert ist die in Grisaille gemalte Scheinarchitektur, die das Ganze
umrahmt. Sie ist außerordentlich fein gestaltet und bietet Raum für zwei stehende Gestalten
, wohl Propheten (stark ergänzt). Die Bekrönung bildet eine Darstellung des Schmerzensmannes
. Die Sakristeitür besitzt eine fein ausgeführte Umrahmung aus Pflanzenornamenten
und Architekturelementen (unterer Teil ergänzt) mit einem schlanken Eselsrücken
als Bekrönung. Die Türumrahmung ist etwas später anzusetzen als die Ummalung des Sakramentshauses
, da sie diese überschneidet.

Gewisse Stilmerkmale der Malereien zeigen einerseits Anklänge an das frühe 16. Jahrhundert
(Türumrahmung), andere wieder an das 15. (Schmerzensmann). Möglicherweise
vermischen sich hier zwei Ausmalungsphasen, deren ältere nur auf einem Mauerstück eines
Vorgängerbaues überdauert hat.

Ein weiteres Ziel der Exkursion war die ev. Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in
Hornberg.

Adolf Hess von der Mitgliedergruppe Hornberg-Triberg erläuterte den Kirchenbau und
gab eine Einführung in Leben und Werk des universellen Architekten Heinrich Schickhardt,
des Baumeisters Herzog Friedrichs von Württemberg. Dieser prägte entscheidend das heutige
Erscheinungsbild der Hornberger Kirche.

Was ihren Ursprungsbau anbelangt, herrscht in der Literatur und in den Akten des Landesdenkmalamtes
einige Verwirrung. Anfangs bestand angeblich eine Chorturmkirche
innerhalb der Stadtmauern, erst später wurde ein Standort außerhalb gewählt. Die Erstnennung
einer Kirche in Homberg, wohl noch innerhalb der Stadt gelegen, fiel ins Jahr 1266.
Das Patrozinium St. Johannes der Täufer wurde erstmals 1451 erwähnt, die Lage der Kirche
wurde vor dem Brückentor angegeben, also außerhalb des Mauerrings. Das nächste
wichtige Datum war die Reformation im Jahre 1534. 1602/03 erfolgte eine durchgreifende
Umgestaltung durch Heinrich Schickhardt. Das Langhaus wurde unter Beibehaltung des
spätgotischen Chores erweitert und die Kirche mit einem Turm versehen. 1760-62 wurde
die Kirche barockisiert. Die heutige Kanzel und eine Chorempore wurden eingebaut und
die im Chor befindlichen Wandmalereien spätestens zu diesem Zeitpunkt übertüncht. 1932
erfolgte eine Innen- und Außenrenovierung. Im II. Weltkrieg erlitt die Kirche schwere
Schäden, die in den Jahren 1953-55 wiederum eine Generalrenovierung notwendig machen
. Eine erneute Restaurierung fand um 1980 statt, die bisher letzte war erst vor einigen
Jahren geplant.


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