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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 17
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Webers Hände: Wirken und Wirkungen des „Wunderheilers von Schutterwald'

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Schutterwälder Gemeindearchiv überlieferten Anzeige zu entnehmen ist,
bot das Ehepaar Weber allerdings schon Mitte Dezember 1973 die Dienste
paranormaler Fähigkeiten an. Dort war zu lesen: „Schiwa sagt Ihnen Ihre
Zukunft in Liebe, Ehe und Erfolg voraus". Zu diesem Zweck ständen
„Karten, Pendeln und Medium" zur Verfügung.28 Hier wurde also zunächst
keine Heilung auf geistigem Wege, sondern vielmehr die Möglichkeit der
Zukunftsvorhersage versprochen.

In der Nacht des 6. Dezember 1973 erlebte der Bauarbeiter Josef Weber
aus Schutterwald dann offenbar Sonderbares. Am Abend zuvor hatte er
seiner damaligen Ehefrau Linderung ihrer starken Migräne verschafft, als
er ihr mit seinen Händen die Schläfen massierte. „In dieser Nacht", so wird
Weber später zitiert, „erschien mir im Schlaf das grellleuchtende Dreifaltigkeitszeichen
und eine Stimme sagte zu mir: ,Du bist ausersehen, den
Menschen zu helfen. Du hast die Kraft in dir.'"29 Schon bald danach begann
die erstaunliche Karriere Josef Webers als „Wunderheiler von Schutterwald
". Weber behauptete nun von sich, Menschen nur durch Handauflegen
heilen zu können. Durch einen ersten Bericht in der BiLD-Zeitung vom
12. Januar 1974 wurden Webers Behandlungen und verblüffenden Heilungserfolge
sehr schnell publik.

Was genau sich in dem Monat zwischen Webers Berufungserfahrung -
die von ihm später auch in anderen Versionen und mit anderen Elementen
erzählt wurde - und diesem ersten Pressebericht ereignete, ist unklar. Berichtet
wird, dass seine Heilkünste außer bei seiner Ehefrau erstmals im
Bekanntenkreis und an seinem „Stammtisch [...] zum Vorschein gekommen
sein sollen."30 Relativ früh soll es zur überraschenden Heilung eines
gelähmten, fast todkranken Mädchens aus dem pfälzischen Kindsbach gekommen
sein, deren verzweifelte Mutter als „letzten Ausweg" den Weg zu
Josef Weber auf sich genommen hatte: „Der Mann [...] legte S. die linke
Hand auf - und das Mädchen begann Arme und Beine zu bewegen, während
es zuvor absolut regungslos war."31 Der Ruf Josef Webers als erfolgreicher
Heiler machte in den Anfangswochen des Jahres 1974 rasend
schnell die Runde und lockte innerhalb kürzester Zeit Tausende von Hilfesuchenden
und Neugierigen nach Schutterwald.

Bald behandelte Weber auch an anderen Orten, etwa im Rahmen einer
spektakulären Aktion in einem Hamburger Krankenhaus.32 Seit Anfang
März 1974 hielt Weber regelmäßige Sprechstunden im Ort Abbenseth (Regierungsbezirk
Stade) ab. Webers Wohnort Schutterwald war inzwischen
zu einem „Pilgerort der Kranken" geworden.33 Davon profitierten bald
nicht nur Weber selbst, der nahe des Autobahnanschlusses Offenburg ein
Hinweisschild Zum Wunderheiler aufgestellt haben soll.34 In der Presse
war zu lesen: „Indessen bewegen sich ununterbrochen Fahrzeugkolonnen
nach Schutterwald; das Taxigewerbe blüht, die Wirtschaften machen zur
Zeit ein gutes Geschäft."35 Schon bald war der tägliche Andrang der Besu-


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