Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 25
(PDF, 120 MB)
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Webers Hände: Wirken und Wirkungen des „ Wunderheilers von Schutlerwald'

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Ärzte sind skeptisch". Der Wunderheiler in der Schlagzeile war bereits
zwischen Gänsefüßchen geraten und aus den Händen, in denen „offenbar
eine wunderbare Kraft" steckt, waren „scheinbar heilende Hände"
(Unterstreichungen die Verf.) geworden. Erste Anzeichen von Skepsis klingen
also an. Dennoch wird die Entwicklung weiter getrieben, indem im le-
ad59 die Adresse von Josef Weber als Einstieg für den Bericht groß abgedruckt
wird. Geheilte kommen zu Wort, und in zwei Bildern wird Weber
bei einer besonderen Aktion gezeigt: Er wurde nämlich mit einem Charterflugzeug
in ein Hamburger Krankenhaus geflogen, um dort eine schwerkranke
Frau zu behandeln. Doch die Skepsis kommt nicht zu kurz: „Nicht
nur beim Gummibaum versagt offenbar die Heilkraft des Raupenfahrers",
heißt es nun, und am Ende des Berichts werden Hamburger Ärzte zitiert,
die äußern: „Eine wesentliche Änderung im Krankheitszustand [...] ist
nach dem Besuch des uns unbekannten Herrn, der angeblich mit Heilkräften
versehen ist, nicht eingetreten. "

Schon einen Tag später, am 16. Januar, erschien die nächste Folge der
„Wunderheiler-Story", wieder mit neuen Fakten: Weber hat eine nicht ganz
ebenmäßige Biographie. Er saß schon wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht
vier Monate im Gefängnis, und zum Zeitpunkt des Artikels ist
er wegen Betrugs in erster Instanz zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung
verurteilt: „Als Bauunternehmer hatte er Konkurs gemacht und die
Sozialabgaben von Gastarbeitern in die eigene Tasche gesteckt." Als
Kontrapunkt werden zwei Fälle von angeblichen Heilungen berichtet.
Auch darf Weber zu den dunklen Stellen seiner Biographie Stellung beziehen
: „Ich war ein Spitzbube und ein Betrüger [...] aber ich will alles wieder
gutmachen, denn jetzt bin ich ein neuer Mensch." In der gleichen Ausgabe
wird die konträre Meinung zweier prominenter Ärzte zum Thema
Wunderheilung als „Thema des Tages" gebracht.

Tags darauf wurde weiter berichtet, dieses Mal von minimalen Erfolgen,
die aber auch als Misserfolge interpretiert werden könnten. Dies spiegelt
auch die Überschrift: „Der Wunderheiler half auch Oma Kutz - ein paar
Meter weit". Eine kurze Stellungnahme des Schutterwälder Dorfarztes
{„Ach, alles Quatsch!") wird wiedergegeben. Doch bleibt es nicht bei der
Kritik: Die große Schlagzeile der vorherigen zweiten Folge relativierend,
heißt es nun: „Geld allerdings verlangt der Wunderheiler nicht: , Wenn mir
jemand aus Dankbarkeit einen Geldschein zusteckt, nehme ich ihn natürlich
.' Gestern kaufte der Wunderheiler für 500 Mark Spielzeug und
schenkte es dem Waisenhaus in Lahr."

Wieder einen Tag darauf die Fortsetzung der Geschichte: Der Wunderheiler
Josef Weber hat weiterhin großen Zulauf, was sich auf die ganze Gemeinde
auswirkt. So heißt es in der Überschrift: „Der Wunderheiler macht
auch Gesunde glücklich ... zum Beispiel eine Wirtin von Schutterwald."
Dieses Mal überwiegen die guten Taten, die Skepsis macht sich kaum be-


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