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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 143
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Der Arzt, der kein Mörder war

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lassen. Ein Arzt war nicht dabei, gelegentlich jedoch ein SS-SDG (Sanitätsdienstgrad
). Es wurden Wunden verbunden und Medikamente ausgegeben
. (...)"16

Im Januar 1942 wird Ortmann zum SS-Sturmbannführer befördert, bereits
Anfang 1941 wird er zu einer SS-Division versetzt.17 Ab Mai 1942 ist er
Chefarzt im Feldlazarett der SS-Totenkopf-Division G. Ab November 1942
ist der Chirurg bei der SS-Panzergrenadier-Division Totenkopf, bis zum

I. März 1944.

Es gab für Chirurgen in den Lazaretten18 viel zu tun. Man behandelte die
eigenen Soldaten, keine Juden oder andere Gefangene. Im März 1944 ist
Dr. Ortmann 40 Jahre alt und im Generalkommando II des SS-Panzerkorps
tätig - als Chirurg im Korpslazarett. Er erhält das Kriegsverdienstkreuz

II. Klasse und soll im April 1944 zum Obersturmbannführer der Reserve
befördert werden. Doch Heinrich Himmler, der Reichsführer SS, lehnt
ab - weil Ortmann noch „kirchlich gebunden und kinderlos" ist.

Im Mai erhält er eine sehr gute ärztliche Beurteilung zum Zwecke der
Beförderung („... militärisch wenig in Erscheinung tretend, setzt sich
überall durch und besitzt wegen seines ärztlichen Könnens größte Achtung
...") und am 1. Juni 1944 eine allgemeine Beurteilung, recht kritisch („1.
... Charakterschwächen und Süchte bis auf eine leichte Neigung zum
Alkohol nicht beobachtet. Neigungen: guter Amateurphotograph. 2. ...
körperlich als Pykniker etwas behindert, aber sehr ausdauernd und leistungsfähig
.") Nun erbarmt sich auch der Reichsführer in seinem Salonwagen
, der bald in Triberg stehen wird19, und verfügt am 31. August in seiner
Feldkommandostelle die Beförderung zum 1. September 1944.

Bei Kriegsende kam Ortmann „am Tag der Kapitulation" „zunächst in
russische Gefangenschaft, konnte flüchten und dann in amerikanische Gefangenschaft
in Österreich. Ostern 1948 wurde ich den Franzosen überstellt
, da ich Angehöriger der Frz.-Zone war. Im Oktober 1948 wurde ich
von den Franzosen entlassen."20

Die NS-Prozesse

Ab 1951 ist er Arzt in Kippenheim bei Lahr. Dort und im Amtsgericht Et-
tenheim wird er als Zeuge über Verbrechen anderer SS-Männer befragt.
Ein Verfahren gegen ihn selbst konnte nicht ermittelt werden. Dem stehen
die vielen überaus positiven Aussagen ehemaliger Häftlinge in Sachsenhausen
gegenüber. Sie und Dr. Ortmann wurden unter anderem eingehend
zu zwei SS-Massenmördern befragt, Wilhelm Schubert und Gustav Sorge.

Adolf Soberg aus Mülheim war 9 Jahre in KZ-Haft und schrieb 195621:
„Nachdem im Winter 1939/40 fast 2/3 des Häftlingsbestandes, ungefähr
8.000 zu Grunde gegangen sind, machte Sorge und noch einige seiner


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