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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 146
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Frank Flechtmann

platz Dr. Ortmann ansprechen konnte. Er war den Häftlingen gegenüber
stets hilfsbereit. Ich könnte Nachteiliges über ihn nicht sagen."

Der kurzzeitige Hornberger erinnert sich

In dem erwähnten Verfahren gegen Sorge und Schubert wurde Dr. Ortmann
erstmals 1957 befragt. Nach der Vorgeschichte32 kam er zu seiner
Wirkungsstätte im Lager Sachsenhausen: „Der Krankenbau, wo ich tätig
war, war vom übrigen Lager streng getrennt. Als ich so etwa 14 Tage in
dem Krankenbau war, kam der Hauptscharführer Sorge, der den Arbeitseinsatz
der Häftlinge unter sich hatte, und wollte Patienten, die schon auf
dem Wege der Besserung waren, wieder aus dem Krankenbau entfernen.
Ich habe mich ganz energisch dagegen gewehrt und er musste unverrichte-
ter Dinge wieder abziehen.

Anläßlich dieses Vorfalles erzählte mir mein Hauptsanitäter33, der auch
Häftling war, dass er das bei meinem Vorgänger des Öfteren gemacht habe
, der sich nicht dagegen wehren konnte. Der Name meines Vorgängers ist
mir nicht mehr in Erinnerung." Dann bezieht er sich auf ein Schreiben dieses
Hauptsanitäters von 1948 und bestätigt, „dass Sorge und Schubert in
einer Baracke Juden geschlagen hatten. Daran kann ich mich insofern erinnern
, dass ich zusammen mit Cziranek die Verletzten in den Krankenbau
übernommen habe. (...) war ein Häftling mit einem Oberschenkelhalsbruch
unter den Verletzten (...) im Sommer des Jahres 1940."

Dem Beschuldigten Sorge wurde nun die Aussage Dr. Ortmanns vorgehalten
. Er bestritt sie mit dem formalen Argument, der Arzt sei nicht sein
Vorgesetzter gewesen und habe ihm daher „nichts verbieten können". Doch
darauf erwiderte Dr. Ortmann sehr überzeugend, dieses Mal vor einem
Amtsrichter34: „Ich bleibe dabei, dass ich dem Angeschuldigten Sorge das
Betreten des Krankenbaues verboten habe. Ich war persönlich bei dem
Oberführer Glücks.35 Herr Glücks hat mir einige Zeit später gesagt, dass
er dem Angeschuldigten Sorge den Befehl erteilt habe, er solle nicht mehr
den Krankenbau betreten. (...)

In dem Krankenbau waren ständig etwa 100 bis 200 Häftlinge. (...)
Wenn der Hauptscharführer Sorge36 während der Nacht eine Aktion [im
Krankenbau] durchgeführt hätte, dann hätte mir mein Hauptsanitäter Cziranek
dies bestimmt gemeldet. Es bestand zwischen dem Hauptsanitäter und
mir ein den Umständen entsprechendes Vertrauensverhältnis. Wenn in dem
KL Sachsenhausen ein Häftling verstarb, dann wurde mir dies gemeldet.
Der verstorbene Häftling kam in die Leichenkammer im Krankenbau. Ich
sah mir als Leiter der Krankenabteilung alle Toten an. (...)

Während meiner Tätigkeit im KL Sachsenhausen sind einmal besonders
viele Häftlinge verstorben.37 Dies war zu der Zeit, als in dem Lager eine
Ruhrepidemie ausgebrochen war. Ich habe mir alle Ruhrtoten angesehen.


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