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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 233
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Offenbitrger Stifterinnen im 19. Jahrhundert

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lieh von der schlechten Verzinsung des Nerlingerschen Legates profitiert
habe und es nur fair sei, wenn sich die katholische Stiftungsverwaltung an
den Baukosten beteiligen würde. Es war übrigens elf Jahre lang derselbe
Zinssatz gutgeschrieben worden, den Rosa Huber hatte aushandeln können
, nämlich 3,75 Prozent.57

Im Einverständnis mit den Erben wurden Babette und Valentin Neriinger
, deren Gräber sich auf dem inzwischen aufgelassenen Friedhof befanden
, exhumiert und in unmittelbarer Nähe der Kapelle neu beigesetzt.58

Betrachtet man die Stiftungen der Babette Neriinger in ihrer Gesamtheit,
so ist zunächst festzustellen, dass vor allem der karitative Gedanke ihr Stiftungsverhalten
bestimmte, wenn sie dem Waisenhaus 3.000 Gulden, dem
Krankenhaus 1.000 Gulden und dem Armenfonds 10.000 Gulden zukommen
ließ, davon die Hälfte für die Absicherung altgedienter Dienstboten.
Die andere Hälfte war, wie beschrieben, als Ausbildungsbeihilfe vorgesehen
. Hier befand sie sich in Übereinstimmung mit den meisten Stifterinnen
ihrer Zeit, denen sowohl die Unterstützung der Armen als auch die Förderung
der Bildung ein entschiedenes Anliegen war. Mit ihrer Kapellenstiftung
berührte sie schon eher Neuland, denn hier griff sie konkret in die
städtische Planungspolitik ein. Hinzu kommt, dass Architektur damals reine
Männersache war.59 Aber Babette Neriinger wusste genau, was sie
wollte, als sie in ihrem Testament darauf drängte, dass der Stiftungsvorstand
„für recht baldige Erbauung besorgt sein möchte".60 Gleichwohl bewegte
sie sich klar innerhalb der Grenzen des für Frauen schicklichen Terrains
, denn die Kapelle sollte nicht protzig in der Öffentlichkeit von seiner
Stifterin künden, sondern war „nur" für den eher privaten Bereich eines
Friedhofs vorgesehen - einen Bereich, dessen Alltag vorwiegend von Frauen
geprägt war: Sie waren es, die die Gräber schmückten, und meist waren
auch sie diejenigen, die hier trauerten.

Ausblick: Offenburger Stiftungen im 20. Jahrhundert

Selbstverständlich gab es im Offenburg des 19. Jahrhunderts neben Babette
Neriinger und Anna von Heimburg noch weitere Stifterinnen - die meisten
von ihnen vermachten wie Rosa Huber ihr oft kleines Legat als Zustiftung
dem hiesigen Waisenhaus. Und selbst in der Zeit der Weimarer Republik
wurde, wenn auch wesentlich seltener, in der beschriebenen Zielrichtung
weiter gestiftet. Hier sei noch kurz auf die Josephine-Hund-Stiftung hingewiesen
, die von ihrem in Berkeley lebenden Bruder August Hund und dessen
Ehefrau, deren Name leider nicht überliefert ist, ins Leben gerufen
wurde. Sie vermachten 1922 dem Armenfonds 10.000 Mark, dessen Erträge
an „arme Kranke" ausgezahlt werden sollten, und zwar alljährlich am
21. April, dem Todestag von Josephine Hund.61 Dieser Stiftung wohnte so


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