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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 243
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Juden in Haslach im Kinzigtal

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1855), Gustav Bloch (geb. 1841), Max Bloch (geb. 1865), Josef Bloch
(geb. 1870), Max Weil (geb. 1860) und Alfred Moses (geb. 1883) verliehen
.12

Das Zusammenleben der in Haslach wohnenden Juden mit den übrigen
Haslacher Bürgern war bis Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts
gut. Max Bloch, Josef Bloch, Siegfried Mannheimer und Alfred Moses
nahmen als Soldaten am Ersten Weltkrieg teil. Die Haslacher Nationalsozialisten
begannen bereits Anfang der dreißiger Jahre, mit ihren antisemitischen
Hetzparolen ihre jüdischen Mitbürger zu diffamieren, so dass der
Weinhändler Heinrich Bloch 1932 seine Weinhandlung verkaufte und mit
seiner Ehefrau und seinen fünf Kindern nach Freiburg zog.13

Der Nazi-Terror beginnt

Mit der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 wurden die judenfeindlichen
Äußerungen der Haslacher Nazis immer lauter.14 Ende April
1933 zogen das Jungvolk und die Hitlerjugend am Haus der Familie Moses
in der Mühlenstraße vorbei und sangen provokativ das Nazi-Hetzlied
„Wenn das Judenblut vom Säbel spritzt, ei, da geht's noch mal so gut!"15
Zur gleichen Zeit zogen SA und SS im Siegesschritt durch das Städtchen
und brüllten im Chor: „Deutschland erwache - Juda verrecke!"16

Im Jahre 1933 lebten in Haslach nur noch zwei jüdische Familien: Alfred
Moses, ein Kaufmann in der Mühlenstraße 9, der mit Altwaren, Altpapier
, Lumpen, Fellen und Knochen handelte, seine Ehefrau Martha und seine
beiden Söhne Eugen und Helmut17, sowie der Kaufmann Josef Bloch in
der Sägerstraße 20, der Öle und Fette (für Maschinen, Wagen und Autos)
verkaufte, seine Ehefrau Josefine und sein Sohn Artur.18

Die Haslacher Nazis waren auch sofort bereit, die von Hitler am
1. April 1933 gegen die jüdischen Geschäfte und Praxen angeordneten
Boykottmaßnahmen durchzuführen, die mit einer angeblichen Greuel- und
Hetzpropaganda im Ausland gegen „das neue Deutschland" begründet
wurde.19 Am 1. April stellte die Haslacher NSDAP-Ortsgruppenleitung
junge SA-Leute vor die Geschäfte des Alfred Moses in der Mühlenstraße 9
und des Josef Bloch in der Sägerstraße 20. Die SA-Posten wurden alle
zwei Stunden abgelöst und den Kunden den Zutritt zu den Geschäften verwehrt
.20 Auch auf den 1923 katholisch getauften Juden Eugen Geismar, einen
Dentisten, der 1932 in Haslach eine Praxis eröffnet hatte, wurde der
Boykott ausgedehnt. Seine Patienten durften die Praxis nicht betreten.21

Auf Antrag des Haslacher NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Krafft,
der auch stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender der NSDAP-Gemeinderatsfraktion
war, beschloss der Haslacher Gemeinderat am 7. Juni
1933, dass Juden auf den Wochen- und Jahrmärkten sowie Viehmärkten22
als Händler nicht mehr zugelassen werden durften.23


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