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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 401
(PDF, 120 MB)
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Zum Gutacher oder Gutachtäler Haustyp und historische Bauernhäuser in Gutach

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oberhalb der Küche in der zweiten Geschossebene angeordnet war, wieder
zur Küche hin austrat. Hierdurch leistete die Abwärme des Küchenherdes
einen Beitrag zur Erwärmung der Wohnstube, die primär durch den Kachelofen
erwärmt wurde und oftmals auch heute noch wird. Auf der Stubenseite
ist der von der Abwärme des Küchenofens durchzogene, meist
bankförmig gestaltete Wandteil mit Ofenkacheln verkleidet; er wird, von
„Kunstwand" abgeleitet, „Kunst" genannt.

Auch der Rauch des Kachelofens in der Stube trat aus einem Wandloch
unterhalb des Rauchfangs in der Küche aus. Im Rauchfang kühlte der
Rauch von Küchenherd und Stubenofen ab, räucherte und konservierte die
dort aufgehängten Fleischvorräte, quoll unter dem Rauchfang hervor und
zog zu einem Teil durch Schlitze oder Öffnungen im oberen Bereich der
Küchenaußenwand ins Freie. Der Rest zog hinauf zum Dachboden, konservierte
das Holzwerk, trocknete das hier lagernde Getreide, mischte sich
mit der feuchtwarmen Luft des Stalls, die nach physikalischer Gesetzmäßigkeit
ebenfalls hinaufstieg, und entwich über die Dachhaut aus Stroh, gelegentlich
auch Holzschindeln. Hierdurch wurde die insbesondere für
Holzhäuser so schädliche Kondenswasserbildung ausgeschlossen. In vielen
alten Schwarzwaldhäusern, in denen es heute keine Rauchküchen mehr
gibt, steigt die warme, mit Wasserdampf gesättigte Stallluft nach wie vor
ins Dachgeschoss, kühlt zwangsläufig hier ab, wobei Kondenswasser austritt
und erhebliche Schäden am hölzernen Dachstuhl verursacht. Abhilfe
kann durch getrennte Be- und Entlüftungen von Stall, Dachraum und Wohnung
und Einsatz wärmedämmender und dampfbremsender Baustoffe an
den Begrenzungsflächen der unterschiedlich klimatisierten Bereiche geschaffen
werden.

Bei den zweigeschossigen Häusern befinden sich über der großen Stube
die Schlafkammer des Bauernpaares und über dem Stüble - soweit kein separates
Leibgedinghaus zum Hof gehört - die Schlafkammer der Altbauern
. Beide Kammern waren ursprünglich über je einen so genannten Stegenkasten
(eine schmale mit Brettern verkleidete Treppe) direkt von den
Stuben aus zu erreichen. Über den Baikonen (Veranden, Trippeln) vor den
Schlafkammern erhebt sich der mächtige, weit vorspringende Walm.

Der großen und kleinen Stube und der mittig angeordneten Küche folgt
zur Bergseite des Hauses hin der so genannte Hausgang (Ern), der von der
einen zur anderen Traufseite quer durchs ganze Gebäude führt. Dieser
Gang erschließt den Wohnteil des Hauses, dessen Hauptzugang sich an der
Traufseite neben der großen Stube befindet. Der so genannte hintere Ausgang
am Ende des Ganges führte in früherer Zeit oftmals zum Abort und
zu dem aus verständlichen Gründen vom Haus ein wenig abgerückten
Schweinestall. An der den Stuben und der Küche gegenüberliegenden Seite
des Ganges gibt es in aller Regel noch Kammern für Mägde und Knechte
und auch die ehemalige „Störkammer" (z. B. für Schneider, Schuster


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