Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 582
(PDF, 120 MB)
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582

Rezensionen

schriebenen Haikus zeigt sich Pflaums
unverwechselbarer eigener Stil: die humoristisch
-satirische Pointe. So kann folgendes
Haiku im Auftakt fast schon als Motto
verstanden werden: Im Haiku steckt meh,
/ als mr bim erschte Läse / meint, dass mr
verschtoht (S. 12). Wenig Traditionelles
haftet diesen Haikus an, also nicht immer
„bloß Kirschblüte / un Mond im Frühling"
(S. 12). Und dann doch wieder der urdeutsch
-japanische Mond, der mitleidlose
Voyeur: Vollmondhimmelnaacht. / Uf em
Weg im Fliidcrduft / doodgefahre wore
(S. 15). Pflaums Repertoire erstreckt sich
von kulturell hintergründigen Anspielungen
(S. 56 der wetterblinde Odilienberg)
über religiöse (S. 57 Abel und Kain) und
historisch-politische (S. 57 in Krakau ahnt
man Auschwitz) bis zu zivilisationskritischen
(S. 55 der Käfer und der Monitor)
Themen. „Das Haiku sollte im Idealfall
wie ein Tuschestrich in einer einzigen Bewegung
, spontan, entstehen. Der Autor
sieht, hört, riecht, schmeckt in einer bestimmten
Konstellation von Dingen, Tönen
, Düften etc. wie in einem Erkenntnisblitz
ein dahinter aufscheinendes Ganzes"
(S. 6). Dass sich Pflaum diesem Idealfall
annähert, zeigen beispielhaft die zitierten
Haikus. In seinem Bändchen „Im Weiher
kei Fisch" zeigt der gebürtige Lahrer erneut
, mit welch zutiefst traditionellen
Mustern er modernste Stoffe zu verarbeiten
versteht. Nicht nur dem Ohr bereitet
das Bändchen mit der beigelegten CD einen
Hörgenuss, sondern auch dem Auge.
Es enthält sehr schöne Illustrationen, z.T.
ganzseitige feingliedrige Aquarelle von
Frau Jacob und kunstvoll geschriebene japanische
Schriftzeichen von Frau Nahoko
Horiuchi.

Ewald Hall

Herrmann, Hans: Eine Kindheit und
Jugend im Hanauerland. Erinnerungen
der Pfarrerstochter Ida Crecelius an
das Dorfleben im 19. Jahrhundert.

Ida Crecelius (1854-1934) verbrachte
ihre Kindheit im jeweiligen Pfarrhaus ihres
Vaters Theodor Schellenberg, zuerst in
Hesselhurst und ab 1869 in Kork. Ersteres
war in dieser Zeit ein kleines Dorf, alle
seine Einwohner waren Bauern. Kork dagegen
war wesentlich größer. Außerdem
lebten in dem damaligen Amtsort neben
Bauern auch Beamte. Das Leben auf dem
Dorf, inmitten der einfachen Bauern, hat
Ida Crecelius nicht nur für immer geprägt.
Sie hat es auch nie vergessen. Auch nicht
nach 40 Jahren Aufenthalt in verschiedenen
Städten, als sie zur Feder griff, und
ihre Erinnerungen aufschrieb.

Hans Hermann hat diesen „Rohdiamanten
" bearbeitet und in Buchform herausgeben
. Ohne intime Kenntnis der Geschichte
seines Heimatdorfes aber hätte
der Verfasser von „Kork im Hanauerland"
dies kaum schaffen können. Denn so gut
auch das Gedächtnis der Autorin gewesen
sein mag, nach vier Jahrzehnten waren
Fehler unvermeidlich. Noch wichtiger: Ihr
schriftlicher Nachlass bestand aus einer
Fülle von kleinen Episoden. Da brauchte
es eine kundige Hand, die es verstand,
diese chronologisch zu ordnen und in Kapiteln
zusammenzufassen.

Was auf diese Weise entstanden ist, ist
für den geschichtlich interessierten Leser
eine wahre Fundgrube, nicht zuletzt deshalb
, weil Hans Hermann vielen Kapiteln
Erklärungen voranstellt und die geschichtlichen
Zusammenhänge aufzeigt. Doch
damit nicht genug. Ida Crecelius entpuppt
sich als talentierte Erzählerin. Je eine halbe
Seite genügen, und der Leser glaubt,
ihren Vater und ihre Mutter vor sich zu sehen
. Und dazu braucht sie weder komplizierte
Schachtelsätze noch wissenschaftliche
Fachausdrücke. Auch wenn es die
Autorin wahrscheinlich gar nicht beabsichtigt
hat, lässt sie den Leser förmlich
miterleben, wie einmalig der Einfluss des


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