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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 49
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Hellmut Gnändinger, Forstdirektor a. D., Ottenhofen, 1909-2005

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benangriffe in Stuttgart und des gesamten Mobiliars im Elsass. Sie berichtete
aber auch, dass alle noch lebten und dass die Familie über Tübingen,
Urach und Hülben auf der Schwäbischen Alb Unterschlupf gefunden hatte.

Die Gefangenenlager waren in der Zwischenzeit zu Arbeitslagern geworden
, in denen das Soll erfüllt werden musste, um die persönlichen Lebensbedingungen
zu verbessern, auch durch Geld, wobei man für 150 Rubel
Reinverdienst im Monat gerade mal zwei Brote kaufen konnte. Der russischen
Zivilbevölkerung ging es zu jener Zeit vor der Währungsreform
allerdings zumindest nicht besser. Als sehr belästigend wurde die ständige
politische Schulung und Überprüfung empfunden, verbunden mit einem
ausgefeilten Spitzeltum. Dies hat in vielen Fällen zur Verurteilung von
Kriegsgefangenen geführt. Im Herbst 1945 wurden in der ganzen Sowjetunion
nach russischen Angaben an einem Tag 4000 Kriegsgefangene auf
öffentlichen Plätzen erhängt.

Ab 1947 wurden Verhöre und Verurteilungen strenger. Die Todesstrafe
war Gott sei Dank kurz zuvor abgeschafft worden; die Urteile lauteten deshalb
zumeist auf Zwangsarbeit bis zu 25 Jahren, wozu bereits die Beschlagnahmung
von ein paar Kühen genügte.

Im November 1948 wurde Hellmut Gnändinger vom MWD verhört.
Ihm war vorgeworfen worden, gegen Partisanen gekämpft und damit
Kriegsverbrechen begangen zu haben. Er kam anschließend in einen kleinen
Erdbunker, der als Karzer diente, und dann in eine 1 x 1,8 m große
Zelle mit kleinem Fenster und einer Tag und Nacht brennenden elektrischen
Birne. Da die folgenden Verhöre kein Geständnis erbrachten, wurden
die Maßnahmen mit Kältezelle, Stehzwang, Strafverpflegung, dem
Entzug seines Schlafplatzes und vielen anderen Schikanen so verschärft,
dass er nur noch den Ausweg des Hungerstreiks sah. Nach 5 Tagen Nahrungsverweigerung
gibt die Lagerleitung nach, ein Tag vor dem Heiligen
Abend, als Weihnachtsgeschenk endlich wieder eine Pritsche und Schlaf.
Das Jahr war vorüber ohne die von den Russen für 1948 versprochene
Heimkehr.

Am 30. Januar 1949 fand zusammen mit einem Kameraden die Verlegung
in das Regimelager Nr. 6 statt, in dem die dem Regime unangenehmen
und der Kriegsverbrechen beschuldigten Gefangenen zusammengezogen
waren. Nach erneutem Verhör ging es wieder in den Karzer, dessen
Aufenthalt glücklicherweise durch eine Erkrankung abgekürzt wurde.
Nach kurzer Zeit wurde H. Gnändinger auch in diesem 900 Mann starken
Lager zur Leitung des Arbeitseinsatzes bestimmt.

Ende Oktober erfolgte die Rückführung ins Hauptlager, das zwischenzeitlich
zum Verhörlager geworden war, in dem täglich einige hundert Verhöre
stattfanden.

Nach demütigenden Verhören, die keinerlei Argumente der Verteidigung
gelten ließen, fanden die Verhaftung und die Überführung ins Sam-


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