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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 97
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Der Willstätter Wald

97

Die Viehwirtschaft war ganz auf den Waidgang ausgerichtet. Vom Michelstag
bis Georgi ging das Vieh auf die Matten, die Schweineherden in
den Wald zur Eichelmast. Im Sommer ging das Großvieh ebenfalls in den
Wald.

In einer Aufstellung vom 1764 ist der Viehbestand der vier Gemeinden, die
das Eckerrecht im Wald besaßen, festgehalten:

Der Weidbrunnen war ein sogenannter Stockbrunnen mit eichener Brunnensäule
und Querbalken mit Schwengel, an dem der Eimer befestigt war.
Um den Brunnen war eine hölzerne Einfriedung und Brunnentröge, die aus
Eichenholz gehauen waren. Der Brunnen war sehr alt und stand schon lange
vor dem 30-jährigen Krieg. Er soll von durchziehendem Kriegsvolk mitgenommen
worden sein. Am 8. April 1715 wurden von zwei Zimmerleuten
und acht Willstätter Bürgern Eichen für einen neuen Weidbrunnen gefällt
. Von den Zimmerleuten musste 1719 der Brunnentrog, die Brunnensäule
und der Schwengel erneuert werden. In den Jahren 1732/33 wurde
unter Leitung des hiesigen Maurers Michael Ulses die hölzerne Brunneneinfassung
durch eine steinerne ersetzt und die Eichenholztröge durch
Sandsteintröge.

Es war ein großes Ereignis im Volksleben jener Zeit, als der große
Brunnentrog von den Willstättern auf einem mit 14 Pferden bespannten
Wagen im Beisein des Schulheißen in Diersburg abgeholt und an den
Waldbrunnen gefahren wurde.

Oberförster Gebhardt beklagte den enormen Holzverbrauch für Brunnen
. Er machte eine interessante Bemerkung: „Das viele Holz zu Bronnen
und thillenwandpfösten ruiniert die Waldung. Ich habe kein Land gesehen
und würde nicht zu finden sein, wo jeder Bürger einen Bronnen im Haus
hat, sogar jeder Taglöhner."

Bis zum Jahre 1810 war dieser Weidbrunnen in Betrieb. In diesem Jahr
willigte die Gemeinde, die nun 280 Bürger zählte und nur 65 Morgen eigenen
Wald besaß, in die Ablösung des Weidrechts im 981 Morgen großen
herrschaftlichen Wald ein. Als Entschädigung erhielt die Gemeinde vom
badischen Staat 164 Morgen Wald zugewiesen (siehe Grenzstein-Protokoll
von 1811).

Das malerische Bild, die um den Weidbrunnen ruhenden Viehherden,
war damit aus unserer Landschaft verschwunden.

Willstätt
Eckartsweier
Hesselhurst
Hohnhurst

238 Pferde
128 Pferde
107 Pferde
31 Pferde

300 Rindvieh
173 Rindvieh
140 Rindvieh
47 Rindvieh

273 Schweine
52 Schweine

114 Schweine
41 Schweine


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