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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 155
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Reulfelder und Schälwald

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Stabes Durbach-Gebirg waren kaum noch Knechte und Mägde zu bekommen
, welche sich einer derartig anstrengenden Arbeit wie das Herrichten
und Ernten an den steilen und steinigen Hängen unterziehen wollten. Eichenschälwälder
, aber auch Fichten und teilweise Edelkastanien dienten
hauptsächlich der Erzeugung von Rinden, die in den Loh- oder Rotgerbereien
der Umgebung einschließlich dem Elsass guten Absatz fanden. Aus
der roh und fein gemahlenen Rinde wurde die Lohe gewonnen, die als
Gerbsäure bei der Herstellung von Leder Verwendung fand. Ausgelaugte
Lohe wurde teilweise auch noch zu Bädern verwandt und in runden Kuchen
geformt als Brennstoff verkauft. Zum Mahlen der Rinde gab es eigene
„Lohmühlen", weshalb diese Müller auch als „Lohmüller" bezeichnet
wurden.

Ritterbauer Kuderer war einer der Ersten, der große Teile seines 57 ha
großen Hofguts nach damaligem Verhältnis modern umgestaltete. Er zäunte
die Weideflächen ein, um das Vieh vom schädlichen Weidgang im Wald
abzuhalten, legte die empfohlenen Schälwaldungen an, pflanzte Obstbäume
und legte auch Waldkulturen zu Hochwald mit verschiedenen Baumsorten
an. Die Pflanzen für den Wald züchtete er selbst. In den Laubholzpflanzungen
wurden von ihm in den ersten Jahren zwischen den Reihen
noch Christbäume gepflanzt, die ihm den Ruhm als „erster Christbaumpflanzer
in Baden" brachten.

Einen ersten „Dämpfer" bekamen die Schälwaldbauern, als um 1880
durch die Einfuhr von billigem Quebrachoholz13 die Preise für heimische
Gerbrinde erheblich zurückgingen.

Das importierte Quebrachoholz war wegen der geringen Schutzzölle für
die Gerbereien wesentlich günstiger zu erhalten als die heimischen Gerbrinden
. Dazu kamen ausländische Eichenrinden aus Frankreich und Österreich
-Ungarn, welche aufgrund von bestehenden Handelsverträgen zollfrei
waren. Verstärkt wurden aus dem Ausland auch sonstige Pflanzengerbstoffe
(Algarobilla, Bablah, Dividivi, Kino, Eckerndoppern, Knoppern
, Balonea, Galläpfel usw.) oder Gerbstoffauszüge eingeführt. Alles
zusammen beeinträchtigte den Preis für die heimische Eichengerbrinde
erheblich. Zwischen 1860 und 1880 wurden 7 bis 10 Mark pro Zentner
bezahlt. In Hirschhorn, dem für Süddeutschland damals wichtigsten Rindenmarkt
, betrug der Durchschnittspreis für Rinde I. Klasse 9,79 Mark.
1897 war dieser Durchschnitt infolge der starken Einfuhr ungarischer Rinden
schon auf 5,08 Mark gesunken, 1911 auf 3,88 Mark und 1913 waren
es schließlich nur noch 3,03 Mark. Die Rindenbauern blieben teilweise
auf ihren Gerbrinden sitzen. 1913 wurden Stamm- und Klopfrinden erstmals
besonders gewertet. Klopfrinden wurden durch Klopfen von Ästen
oder schwächeren Stämmen vom Holz gelöst, erzielten jedoch lediglich
2,50 Mark je Zentner.


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