Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 188
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Wolfgang M. Call

Kükh ist ein geschickter Handelsmann, der ein ausgezeichnetes wirtschaftliches
Beziehungsgeflecht unterhält. Er pflegt beste Kontakte zu den
führenden politischen Kreisen. Er ist ein risikoreicher, aber auch kühl kalkulierender
Unternehmer. Er tritt auf als ein Blender der New Economy des
18. Jahrhunderts. Noch besitzt der Adel die politische Macht, aber nach
den langen Kriegswirren ist er vom Einfluss des neuen Wirtschaftsbürgertums
abhängig.

1745 unterbreitet Kückh dem Landesherrn, Erbprinz von Hessen-Darmstadt
, Landgraf Ludwig VIII. gemeinsam mit Aktionären und Straßburger
Kaufleuten den waghalsigen Plan, neben dem beschaulichen Ort Freistett
eine neue moderne Stadt gründen: Neufreistett. Ein Handelszentrum und
Stapelplatz, der sich in der Hauptsache auf den Holzumschlag aus dem nahen
Schwarzwald verlegen sollte. Ein Stapelplatz für ganz Süddeutschland.
Der Landesherr ist begeistert. Er erhofft sich einen Aufschwung des Handels
und der Landeseinnahmen. Sofort nimmt man das Projekt in Angriff,
errichtet 10 Häuser und gewährt Neufreistett ein Marktprivileg. Die Anlage
aller Gebäude lässt erkennen, dass Kückh zunächst plant, Freistett als Stadt
auszubauen. Erst später, nach einigen Hochwassern, ändert er seinen Plan
und baut die neue Stadt außerhalb Freistetts. Den Siedlern gewährt der
Landesherr folgende Privilegien:

1. die freie Religionsausübung;

2. ein Grundstück zu einem günstigen Kaufpreis und kostenloses Holz sowie
Baumaterialien zu einem Sonderpreis;

3. eine 20jährige Steuerbefreiung und Zollfreiheit für alle ein- und auszuführenden
Waren;

4. ein kleiner Wochenmarkt sowie ein großer Markt an Pfingsten und
Martini.

Heute würde man das eine Sonderwirtschaftszone nennen. Das Modell hat
Erfolg. Neben den Kückhschen Arbeitern zieht es zahlreiche Gewerbetreibende
in die Stadt. 1746 kommen eine Baumwollspinnerei und eine Ziegelhütte
hinzu, 1747 eine Weberei und eine Tuchfabrik mit Bleichmanufaktur
. Es folgen Bäcker, Metzger, Hutmacher, Kammmacher, Perückenmacher
, Apotheker, ein Arzt sowie eine Lateinschule mit Pensionat. 1749
erhält Neufreistett einen Buchdrucker, der eine Zeitung und einen Kalender
herausgibt.

Kückh geht Schritt für Schritt vor. Nachdem er seinen Handelsplatz und
Arbeitskräfte sicher hat, erwirbt er im Dezember 1746 für 24 Jahre den
sog. Lenders-Wald von Baron von Schauenburg samt dem Recht der Errichtung
der hölzernen Canäl, und Teuch, derer Wasser-Stuben und Wasser
-Straßen, Ausräumung des See- und Acherbachs auch Fällung des Holzes
. Damit ist Kücks Gesellschaft das ganze Jahr über beschäftigt. Doch
wie kommt das Holz zum Rhein? Es folgt der nächste Schritt. Ein neuer


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