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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 193
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Der Baumsarg - oder wie beerdigt man den Wald

Theo Müller

Schaut heute ein/e Autofahrer/in von der Autobahn aus in Richtung
Schwarzwald, so fällt ihm/ihr die Hornisgrinde als höchste und imposante
Erhebung des Nordschwarzwaldes sofort ins Auge. Dass sich dieser Berg
noch vor etwa 30 Jahren ganz anders präsentierte, fällt den meisten Betrachtern
heute nicht mehr auf. Damals konnte man den Hornisgrindeturm
noch nicht entdecken; vom „Fernsehturm" ragten nur die obersten Stockwerke
aus dem Nadeldach und die Windräder existierten noch gar nicht.
Die Hornisgrinde war damals nämlich noch von einem dichten Nadelwald
bedeckt. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre begann sich jedoch
die Waldsituation zu verändern. Entwicklungen, die man schon in anderen
europäischen Waldregionen beobachten konnten, nahmen nun auch
im Schwarzwald - insbesondere im Nordschwarzwald - ihren Anfang. Nadelbäume
verloren zusehends ihr Nadelkleid - viele starben innerhalb kürzester
Zeit ab. Schadinsekte, die vorher noch keine so entscheidende Rolle
im Wald gespielt hatten, trieben immer heftiger ihr Unwesen. Vor allem am
Katzenkopf konnte das rasant um sich greifende Sterben der Bäume beobachtet
werden. Kurz darauf war auch schon ein Begriff für dieses Geschehen
in aller Munde. Der Begriff „Das Waldsterben" war geboren und fand
nicht nur Eingang in die deutsche Sprache.

Die Ursache für das Absterben der Bäume war eigentlich schon länger
gefunden - der saure Regen, verursacht durch Industrie- und Autoabgase.

Bald waren Bäume entlang der Schwarzwaldhochstraße mit weißen
Kreuzen gekennzeichnet. Ein Ortsvorsteher und auch einige Forstvertreter
forderten, die für diese Aktionen Verantwortlichen wegen Sachbeschädigung
zu belangen. Zu einem besonderen Streitobjekt wurden einige „Dürr-
ständer", die als deutliches Mahnmal weithin sichtbar auf dem Katzenkopf
standen. OB Rosenfelder und Teile des Acherner Gemeinderates plädierten
dafür, dass dieses Schandmal entfernt werden müsste, weil es Schaden für
den Tourismus bringen würde. Andere - unter ihnen Forstrat Stang aus Ottenhofen
- plädierten dafür, diese Dürrständer als Mahnmal und Hinweis
für die Verantwortung des Menschen für eine intakte Natur stehen zu lassen
. Die Meinungsäußerungen und Vorschläge wogten hin und her.

In dieser Situation erschien im Winter 1985/86 wie von Zauberhand der
Aktionskünstler Rolf Schulze in Achern. Dieser hatte durch andere Aktionen
, unter anderem durch die Aktion „Brüllwald" im Harbwarder Forst,
auf das Thema „Waldsterben" aufmerksam machen wollen. Da das Sterben
des Waldes vor allem im Bereich des Nordschwarzwaldes am greifbarsten
zu sehen und im Bereich des Katzenkopfes das Sterben des Waldes bereits


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