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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 195
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Der Baumsarg - oder wie beerdigt man den Wald

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ren nach Achern auf den Rathausplatz gebracht werden. Natürlich wurde
von Stadtseite wiederum versucht, diese Aktion zu verhindern. Den Veranstaltern
wurde gedroht, sie wegen Hausfriedensbruchs und Diebstahls zu
belangen, sollten sie einen Baumtorso aus dem Katzenkopfgebiet entnehmen
.

Der oben bereits aufgeführte Acherner Bürger musste bei der Stadt und
bei der zuständigen Behörde auf dem Landratsamt die erforderlichen Genehmigungen
beantragen. Großes Kopfzerbrechen bereitete es dem Ordnungsamt
des Landratsamtes, dass vom Trauerzug das Blut des gestorbenen
Baumes auf die Straße tropfen sollte. Erst nachdem abgeklärt worden
war, wie viele Tropfen pro Meter auf die Straße tropfen sollten, aus welcher
Flüssigkeit das Blut des Baumes (Rote-Bete-Saft) bestehen sollte und
dass dadurch die Verkehrssicherheit der nachkommenden Verkehrsteilnehmer
nicht gefährdet sein würde, konnte die Zusage/Genehmigung des
Landratsamtes für die Aktion „Blutspur" erhalten werden.

An einem Wochenende im Frühjahr 1987 wurde dann im Katzenkopfgebiet
ein abgestorbener Baumstamm entnommen, auf den geschmückten
Ochsenkarren gelegt und in einem Trauerzug - begleitet von Trauermusik
- durch das hintere Achertal nach Achern auf den Rathausplatz geleitet.
Bei der abschließenden Abschlusskundgebung wurde der Leichnam OB
Rosenfelder als Mahnung übergeben. Auf dem Rathausplatz waren überwiegend
Personen anwesend, die dieser Aktion skeptisch bis ablehnend
gegenüberstanden, unter anderem auch, weil sie die Attraktivität dieser
Landschaft durch diesen Aktionismus gefährdet sahen.

Nach der Aktion „Blutspur" beruhigte sich die Lage. Der Künstler Rolf
Schulz „verschwand", so wie er vor einiger Zeit plötzlich anwesend war
und wandte sich anderen Aktionen zu. Es wurden noch einige kleinere Aktionen
(Verteilen von Flugblättern) auf der Schwarzwaldhochstraße durchgeführt
- doch allmählich hatte sich das Thema „Waldsterben" totgelaufen.
Bald darauf hieß das Sterben des Waldes auch nicht mehr „Waldsterben",
sondern wurde durch den Begriff „Waldschadenserhebung" ersetzt. Seit
dieser Zeit zeigt sich bei der jährlich stattfindenden Waldschadenserhebung
, dass der deutsche Wald stabil auf hohem Niveau sterbenskrank
bleibt.

In jener Zeit befasste sich auch der Stern mit diesem Thema und veröffentlichte
eine Reihe von Bildern, die den Zustand des Waldes in einigen
Jahrzehnten simulieren sollten. Würde man diese Bilder mit dem heutigen
Istzustand vergleichen, so müsste man zu dem Schluss kommen, dass es
tatsächlich so eingetreten ist, wie man es sich damals vorgestellt hatte.
Zum Glück war es jedoch nicht das „Waldsterben", das zu dem jetzigen
Erscheinungsbild des Waldes geführt hat, sondern es waren heftige Stürme
wie Wiebke und vor allem Lothar, die den Bäumen den Garaus gemacht
haben.


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