Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 223
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0223
223

Die Edelkastanie - ein neuer Stern am Laubholzhimmel
der Ortenau

Walter Lang und Bernhard Mettendorf

Einleitung und historischer Rückblick

Die Edelkastanie oder Esskastanie (Castanea sativa P. Mill.) ist seit der Römerzeit
ein willkommener Gast in den Weinbaugebieten des Rhein- und
Moseltales, wo sich ihre Wertschätzung vor allem auf die Witterungsbeständigkeit
der daraus gewonnenen Rebpfähle stützte. Außerdem lieferte
sie Gerbstoffe und Brennholz und war im Stockausschlagbetrieb leicht zu
bewirtschaften; alljährlich war auch der Fruchtertrag eine beliebte Nahrungsquelle
der Bevölkerung. Oft bildete ein Niederwaldgürtel oberhalb
der Rebhänge den Übergang zum Hochwald und sorgte durch seine geringe
Höhe, die sich durch die Nutzung in kurzen Umtriebszeiten von 15 bis
20 Jahren ergab, dafür, dass die Reben nicht zu stark beschattet wurden,
dagegen aber einen wirksamen Schutz gegen kalte und austrocknende
Winde erhielten. So prägte die Edelkastanie das Landschaftsbild im Elsass,
in Baden, in der Pfalz, in Rheinhessen, am Taunusrand, am Mittelrhein und
im ganzen Moseltal bis hinein nach Luxemburg. Auch im Nachbarland
Frankreich war diese Baumart weit verbreitet und als Nutzholzlieferant
sehr geschätzt; Südfrankeich gehörte ohnehin zusammen mit allen anderen
Ländern des Mittelmeerraumes zur Heimatregion der Edelkastanie, die
dort die Klimaschwankungen der Eiszeit mühelos überdauern konnte. Von
Italien her hat sich die Baumart auf natürliche Weise auch in den Alpenraum
und bis nach Ungarn vorgeschoben, wo sie in einigen Regionen gerade
wegen ihres Fruchtertages („Maronen") bis heute intensiv kultiviert
wird. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit bildete sie in den Alpentälern in
Höhenlagen bis 1100 Meter eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung
; schon 1615 schrieb Delachamps in seiner „Histoire generale
des plantes": „Die Kastanie ist das Dessert für die Tafel der Reichen sowie
das ,Fleisch' für die Armen" (aus Insam 1994). Im 20. Jahrhundert kam es
allerdings zu einer massiven Bedrohung der Kastanienbestände im südlichen
Alpenraum durch das Vordringen des aus Amerika eingeschleppten
Kastanien-Rindenkrebses (Cryphonectria parasitica), der langsam auch in
andere europäische Länder einwanderte; man versucht inzwischen, seine
Aggressivität durch biologische Methoden herabzusetzen.

Im Großherzogtum Baden erlebte die Edelkastanie zusammen mit der
Eiche einen Höhepunkt ihrer Verbreitung, als durch die Novelle des Badischen
Forstgesetzes von 1854 die Privatwaldbesitzer erstmals einer forst-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0223