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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 228
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Walter Lang/Bernhard Mettendorf

hervorgegangen sind, wie dankbar diese Baumart auf eine solche Behandlung
reagiert.

Betrachtet man die Rolle der Edelkastanie als Lieferantin von Biomasse
, so ist sie durch ihre Fähigkeit zu reichlichem Stockauschlag dafür geradezu
prädestiniert. Auf geeigneten Standorten - und dazu zählen vor allem
tiefgründig-lockere Verwitterungsböden von Granit und Gneis, wie sie in
der Ortenau anzutreffen sind - vermag sie schon im ersten Jahr nach dem
winterlichen Hieb aus einem gesunden Stock 20 bis 30 Schösslinge mit einer
Höhe von zwei bis drei Meter hervorzubringen. Die Ernte der 15 bis 20
Meter hohen Stangen kann dann auf solchen Standorten schon nach 15
Jahren erfolgen und bringt einen so hohen Ertrag an Brennholz in Form
von Scheitern oder Hackschnitzeln, dass ein durchschnittlich großer Bauernhof
im Höfegebiet des Schwarzwaldes seinen gesamten Energiebedarf
einschließlich Brennrecht von etwa 30 bis 50 Raummetern aus einer Edelkastanien
-Niederwaldfläche von 2,5 bis 4 Hektar zu decken und sich dadurch
von allen Lieferungen fossiler Energie wie Öl oder Gas zu befreien
vermag (vgl. Mohns 1986); solche Ertragsleistungen sind mit entsprechenden
Modifikationen bis in mittlere Höhenlagen des Schwarzwaldes möglich
. Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass dieses Rechenmodell
niedere Rehwildstände voraussetzt, wie sie in der Ortenau selten anzutreffen
sind. Das Problem besteht darin, dass Rehe die jungen Triebe der
Kastanie als Delikatesse betrachten und sich aus den umliegenden Einständen
gerne auf den neuen Schlagflächen einfinden; der Jäger könnte dort allenfalls
Böcke erlegen, jedoch wegen der Schonzeitvorschriften keinesfalls
(vor September) Muttertiere mit Kitzen. Die Schlagflächen müssten deshalb
vorübergehend durch Zäune geschützt werden, was aber in der Praxis
häufig unterlassen wird. Besonders schlimm ist der Verbiss für die sogenannten
Kernwüchse, also für junge Kastanien, die aus Samen erwachsen
und für die erwünschte Verjüngung der künftigen Stöcke sorgen könnten.
Diese brauchen nämlich im Gegensatz zu den Stockausschlägen drei bis
vier Jahre, bis sie dem Wildäser entwachsen sind, sodass der Zaunschutz
für diesen Zeitraum aufrecherhalten werden müsste. Die Kernwüchse als
Großpflanzen von 1,5 bis 2 m (sog. Heister) künstlich einzubringen, wäre
ein gangbarer Ausweg aus dem geschilderten Dilemma, er wird aber oft
aus Unkenntnis oder falscher Sparsamkeit unterlassen.

Die Ertragsleistung im europäischen Vergleich

Das neu erwachte Interesse an der Edelkastanie legt es nahe, die Frage
nach der tatsächlichen Ertragsleistung zu stellen, weil die Baumart in dieser
Beziehung mit den anderen Laubbäumen konkurriert, die traditionell
eine starke Stellung auf vergleichbaren Standorten haben und über deren
Wachstum an Nutzholz sogenannte Ertragstafeln vorliegen, die die Zu-


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