http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0232
232
Walter Lang/Bernhard Mettendorf
Untersuchung, dass die Mittelwaldwirtschaft durch ihre Kombination der
Wuchskraft der Ober- und der Unterschicht dem reinen Niederwaldbetrieb
überlegen sein kann, zumal die Ertragssituation der Stammholzerzeugung
sich in Zukunft aller Voraussicht nach noch weiter verbessern wird.
Heutige Marktsituation
Bernhard Mettendorf
Bis ins 19. und 20. Jahrhundert hatte die Kastanie vor allem Bedeutung als
Brennholz, für Rebpfähle und für die Gerbrindegewinnung. Für höherwertige
Verwendungen wurde sie nur gelegentlich als Ersatz für die teuerere
Eiche gebraucht (Bauholz, Möbelholz etc.). Edelkastanie war somit die
„Eiche des kleinen Mannes" und wurde Unkundigen nicht selten als Eiche
verkauft („Laufer Eiche").
Mit dem sukzessiven Niedergang der Hauptverwendungen Gerbrinde,
Rebpfähle und Brennholz nahm die Bedeutung der Kastanie über das ganze
20. Jahrhundert hinweg stetig ab. Viele Kastanienflächen wurden vor allem
nach dem zweiten Weltkrieg in ertragreichere Nadelholzwälder umgewandelt
, weil eine finanzielle Perspektive fehlte. Die verbliebenen ehemaligen
Kastanienniederwälder wurden häufig durchwachsen gelassen (d.h.
nicht mehr regelmäßig genutzt), wurden damit immer vorratsreicher und
die Stämme wurden immer dicker.
Die Besonderheiten des Kastanienholzes bestehen, wie bereits eingehend
geschildert, vor allem in seiner Fäuleresistenz, die eine Verwendung
im Außenbereich auch ohne die Anwendung von Holzschutzmitteln erlaubt
. Die Hinwendung zu ökologisch vorteilhaften Baumaterialien förderte
daher das Interesse an der Holzart in jüngster Zeit stark. Kastanienholz
in geringen Durchmessern wird daher unimprägniert unter anderem im Lawinenbau
verwendet oder als Palisaden auf Spielplätzen. Nach wie vor
wird Kastanie aber dort, wo sie herkommt, im Mittelmeerraum, sehr viel
mehr geschätzt als bei uns. Eine besondere Rolle spielt dabei in Süditalien
ihre Verwendung als Bauholz.
Einen starken Impuls für den Absatz von Kastanienholz hat der Sturm
„Lothar" 1999 geliefert, weil damals nennenswerte Flächen mit Anteilen
von stärkerem Holz geworfen wurden. Das erhöhte Holzangebot brachte
Käufer (Holzhändler oder Sägewerke mit Absatzmöglichkeiten in Südeuropa
) auf den Plan, die sich die gewünschten Qualitäten zunächst meist
selbst im Bauernwald heraussuchten. Nachteilig ist bei diesem Verkaufsverfahren
, dass im privaten forstlichen Kleinbetrieb oft nur geringe Fachkenntnisse
zur Kastanienholzsortierung und -Vermarktung vorhanden sind
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0232