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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 282
(PDF, 115 MB)
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Helmut Volk

Vorstellung erweitert werden. Schon vor Jahrtausenden gab es in den
Flussauen beträchtliche Teile, die nicht oder nur sehr wenig überflutet waren
. Die naturschutzorientierte Vegetationskunde hat die aueökologische
Besonderheit der nicht überfluteten Aue (Altaue) noch nicht in ihre Überlegungen
zur Landschaftsgeschichte und zur Natürlichkeit von Aue-Baumarten
aufgenommen (Aldinger et al. 1998; Bogenrieder und Hügin 1978;
Carbiener 1974, 1992; Coch 2000; Hauschild 2000; LfU 1993, 1997; Mi-
chiels 2000; Michiels u. Aldinger 2002; Reif 1996; Späth und Reif 2000).
Es ist notwendig, das Vegetations- und standortskundliche Wissen mit den
neuen Erkenntnissen über die nicht oder kaum überflutete Altaue zu erweitern
. In diesem nicht überfluteten Teil der Flussauen fanden früh - wahrscheinlich
zeitgleich mit der umgebenden Kulturlandschaft - Siedlungen,
Rodungen, landschaftsverändernde Nutzungen statt.

Von den mehr oder weniger trockenen Teilen der Flussaue in breiten
Flusstälern wie dem Rheintal gingen wohl sehr früh auch verändernde Nutzungseinflüsse
auf die überfluteten Teile der Aue, zum Beispiel auf die
Wälder aus. In geeigneten Seitenarmen der Flüsse können schon früh Nahrungspflanzen
wie die Wassernuss angebaut worden sein (Abb. 3). Einen
direkten Nachweis aus der Rheinaue durch Großrestfunde der Wassernuss
(Trapa natans) aus der Jungsteinzeit oder der Bronzezeit gibt es (noch)
nicht. Archäobotanische Funde bis zu 3500 Jahre alter Wassernüsse im Federseegebiet
(Karg 1996) und in den Vogesen (Schloss 1979) bestätigen
die frühe Anwesenheit der Wassernuss in Südwestdeutschland. Schriftliche
Quellen aus der Römerzeit belegen die Verwendung der Wassernuss als
Nahrungsmittel (Karg 1996).

Die frühe aueökologische Teilung der großen Flussauen in Überflutungsaue
und Altaue bedeutet, dass das natürliche Baumartenspektrum in
europäischen Flussauen größer ist, als bisher angenommen wurde. Baumarten
, die nicht als auetypisch gelten, weil sie nicht im häufig befluteten
Überschwemmungsbereich der Flüsse vorkommen, sind nachweislich auetypisch
. Solche typischen Baumarten der Altaue sind beispielsweise
Buche, Kiefer, alle Ahornarten, Hainbuche, Linde, Esche. Die Eiche kam
in der unkorrigierten „Naturaue" nicht nur im überfluteten Bereich, sondern
auch in der Altaue vor (Volk 2003a).

Den Nachweis des erweiterten Spektrums natürlicher Baumarten in der
Rheinaue und in der Donauaue liefern fossile Bäume, die in den flussnahen
Kieslagern an Rhein und Donau gefunden wurden. Sie wurden hinsichtlich
ihres Alters genau datiert, sodass direkte Anhaltspunkte für das
Vorhandensein einzelner Baumarten in den mitteleuropäischen Flussauen
seit 10 000 Jahren vorhanden sind (Becker 1982; Frenzel 1995; Volk,
2002, 2003a, 2006).

Ordnet man die Baumartenfunde im Kieslager nach häufiger überflutetem
Bereich und kaum oder nicht überflutetem Bereich (Altaue), so ergibt


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