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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 287
(PDF, 115 MB)
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Landschaftsgeschichte und Natürlichkeit der Baumarten in der Rheinaue

287

Wie „natürliche" Auewälder hinsichtlich der Baumarten zusammengesetzt
sein sollen, wird aus Vorstellungen zur sog. potenziellen natürlichen Vegetation
abgeleitet. Damit sind Auewälder gemeint, die sich natürlich, also
spontan ohne jegliche Einwirkung des Menschen über Jahrhunderte hinweg
unter den heute vorhandenen Standortsvoraussetzungen der Rheinaue
entwickeln würden. Vorstellungen von solchen „natürlichen" Auewäldern
in großen Flussauen wurden von der Geobotanik definiert. Sie dienen in
zahlreichen neueren Naturschutzplanungen als Zielvorstellung für die Auewälder
am Rhein.

Aufgrund der Landschaftsgeschichte der Rheinaue seit der vorrömischen
Zeit und der grundlegenden standörtlichen Veränderungen in der
Rheinaue seit 300 Jahren ist es nicht mehr sinnvoll, in Naturschutzgebiets-
Planungen die potenzielle natürliche Vegetation in der bisherigen Definition
nach Dister (1980, 1991), Ellenberg (1996), Oberdorfer (1992) zum
großflächigen Maßstab für die Naturnähe und den Naturschutzwert der
Auewälder heranzuziehen. Die Auewälder in der kulturbestimmten Altaue
und in der von Staustufen geprägten überfluteten Aue verkörpern den Naturschutzwert
des rheinbegleitenden Auewaldes viel stärker durch die kulturbedingte
Biodiversität an Baumarten in der Aue als durch vermutete
„natürliche" Auewaldreste. Bei der Ausweisung von Naturschutzgebieten
und Natura-2000-Flächen sollte deshalb die Biodiversität der Hauptgesichtspunkt
für die Naturschutzbewertung der Auewälder werden.

Leitbilder für Flussauen mit Staustufen und Industriebauten

Die vorgestellte aueökologische Gliederung der Rheinauewälder nach Altaue
und überfluteter Staustufenaue und die Grundlagen zur Beurteilung der
Natürlichkeit von Baumarten in der Rheinaue finden sich in fast keinem
Renaturierungskonzept. Beispiele sind die Naturschutzprogramme der Naturschutzverwaltung
für den Südlichen und Nördlichen Oberrhein (ILN
1995; LfU 1993, 1997, 2000). Die neuen Forschungsgrundlagen finden
sich noch nicht ausreichend in deutsch-französischen Rheinaueprojekten
und in den bisherigen Veröffentlichungen über den Standortswald für die
Rheinaue (Michiels 2000; Michiels u. Aldinger 2002).

Damit die neuen Erkenntnisse in Naturschutzplanungen und in die Wasserrahmenrichtlinie
der EU Eingang finden, bedarf es Anstrengungen aller
Disziplinen der Forstwirtschaft und des Naturschutzes. Die Flussauen und
ihre Wälder müssen bei Renaturierungsmaßnahmen als empfindliche und
hoch entwickelte Kulturlandschaften verstanden und bewertet werden. In
den veränderten Kulturauen ist nur ein eng begrenztes Renaturierungs-
potenzial vorhanden. Dieses erschließt sich nicht aus den bisher gültigen
Urwald- und Sukzessionsvorstellungen der Geobotanik und der forstlichen
Vegetationskunde. Aus der Landschaftsgeschichte der Rheinaue und ande-


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