Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 315
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0315
Wald im Wandel: Aufgabenschwerpunkte des Staatlichen Forstamts Oberkirch 1975 bis 2001 315

erstellen war; es ermöglichte eine objektive gemeinsame Ansprache der
Verbisssituation und vermochte aufzuzeigen, wo die Jäger den Abschuss
schwerpunktmäßig zu vollziehen hatten. Zugleich konnte mit diesen im
Gelände auch über die Durchführung effektiverer Jagdmethoden, vor allem
von gut organisierten Bewegungsjagden, debattiert werden.

Das Forstamt hatte den unschätzbaren Vorteil, aufgrund seiner eigenen
jagdlichen Zuständigkeit im Staatswald den Zusammenhang zwischen
Wilddichte und waldbaulichem Erfolg auf großer Fläche praktisch demonstrieren
zu können. Einerseits wurden die erntereifen Bestände auf großer
Fläche im sogenannten Femelschlagverfahren aufgelichtet, um einen Anreiz
für natürliches Keimen und Aufwachsen aller Mischbaumarten zu
schaffen, andererseits gelang es, durch systematische und präzise vorbereitete
, großräumige Bewegungsjagden mit einer ausreichenden Zahl von Jägern
das Wild effektiv und zugleich waidgerecht zu erlegen und durch das
Zählen der dabei vorkommenden Tiere auch einen verlässlichen Eindruck
von der vorhandenen Wilddichte zu gewinnen. Dies ermöglichte dann
wiederum in Kenntnis moderner wildbiologischer Erfahrungen über das
Reproduktionsverhalten des Rehwildes, einen angemessenen Abschussplan
aufzustellen. Das Ergebnis dieses kombinierten waldbaulichen und jagdlichen
Vorgehens war nach einigen Jahren das Aufkommen eines flächenhaften
Vorrates an natürlicher Verjüngung aller örtlich vertretenen Mischbaumarten
, darunter auch der vorher stark verbissbedrohten Laubbäume
wie Eichen, Eschen, Ahorne und - in den höheren Lagen - Vogelbeeren.
Selbst wenn das Rehwild auf solchen Flächen noch ein gewisses Quantum
an Äsung entnahm, spielte dies bei dem reichlichen Vorrat an Jungbäumen
überhaupt keine Rolle.

Immerhin war erfreulich, dass die meisten Jagdpächter im Forstbezirk
sich dem Vorgehen des Forstamts anschlössen, vor allem dort, wo die Pächter
selbst einheimische Waldbesitzer waren und demgemäß eigenes Interesse
an der Vermeidung von Wildschäden hatten. In einigen anderen Revieren
besserte sich die Situation nach Einführung der Ökologischen Gutachten um
das Jahr 1985. Wo allerdings die unbefriedigende Verbisslage noch andauerte
, legte das Forstamt nach den Empfehlungen von Jagdwissenschaftlern ein
Netz kleiner Testzäune in der Größe von etwa 10 x 10 m an, die schon nach
wenigen Jahren einen eklatanten Unterschied zur ungezäunten Umgebung
erkennen ließen. Während außerhalb der Zäune die Bodenvegetation nur aus
sauren Gräsern und Farnen bestand, entwickelten sich in den Zäunen üppige
Gruppen von Himbeere, Brombeere, Habichtskraut, Hasenlattich und anderen
Blütenpflanzen sowie ein Spektrum von jungen Weißtannen, Buchen und
Ahornen, die sich als Keimzellen eines künftigen Mischwaldes präsentierten.
Durch derartige Demonstrationsflächen konnten dann nach und nach auch
bisher uneinsichtige Jagdpächter von der Notwendigkeit eines neuzeitlichen
Jagdbetriebes überzeugt werden.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0315